Neunter Planet am Rand des Sonnensystems? – Astronomen entkräften Hinweise

Eine Reihe von ungewöhnlichen Umlaufbahnen sollen auf den Einfluss eines noch unentdeckten neunten Planeten hinweisen. Dem widerspricht nun ein Forscherteam.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 31 Kommentare lesen

Künstlerische Darstellung des bisher nur theoretisch beschriebenen neunten Planeten.

(Bild: Caltech/R. Hurt (IPAC))

Lesezeit: 2 Min.

Eine Gruppe von Astronominnen und Astronomen hat einem der wichtigsten Argumente für die Existenz eines neunten Planeten weit draußen an der Grenze des Sonnensystems an Kraft genommen. Die Gemeinsamkeiten in Umlaufbahnen von mehreren "extrem trans-neptunischen Objekten" (ETNO) können problemlos dadurch erklärt werden, dass wir nicht alle Objekte dort kennen und das Gebiet nicht systematisch durchsucht hätten, schlussfolgern die Forscher nach einer ausführlichen Analyse. Zwar schließe das die Existenz des postulierten neunten Planeten nicht aus, aber er sei eben nicht nötig, um die Orbits zu erklären.

Die auffallend ähnlichen Flugbahnen der sechs am weitesten entfernten Objekte des Sonnensystems und die Bahn eines neunten Planeten, der das erklären könnte.

(Bild: Caltech/R. Hurt (IPAC); created using WorldWide Telescope)

Anfang 2016 hatten Konstantin Batygin und Mike Brown vom California Institute of Technology (Caltech) ihren Fund von auffälligen Gemeinsamkeiten bei den Orbits von Himmelskörpern am Rand des Sonnensystems vorgestellt. Die kreisen weit außerhalb des Einflussbereichs vom achten Planeten Neptun, haben dabei aber offenbar alle einen Punkt gemeinsam. Die Chancen, dass diese Gemeinsamkeiten zufällig entstanden seien, hatten die beiden Astronomen mit lediglich 0,007 Prozent berechnet und stattdessen einen noch nicht entdecken, großen Planeten als mögliche Ursache ausgemacht. Das sieht die Gruppe um Kevin Napier von der University of Michigan nun aber anders. Ihre Arbeit wurde zur Veröffentlichung im Planetary Science Journal angenommen.

Wie das Fachmagazin Nature erläutert, haben die Forscher für ihre Analyse zehn Milliarden gleichmäßig verteilte ETNO simuliert und dann berechnet, ob die Beobachtung einiger weniger davon derartige Ansammlungen nahelegen könnte. Ihren Ergebnissen zufolge gebe es keinen Grund, an einer gleichmäßigen Verteilung der ETNO zu zweifeln. Ein neunter Planet sei nicht nötig. Mike Brown hat dem bereits widersprochen und meinte gegenüber Nature, dass er die Ansammlung sogar in den Daten der neuen Studie sehen werde: "Ehrlich gesagt gibt es in ihren Daten starke Hinweise auf den neunten Planeten." Und das, obwohl sie sogar Objekte in ihre Analyse einbezogen hätten, auf der Neptun sehr wohl Einfluss ausübe. Einig sind sich beide Seiten, dass weitere Analysen nötig sind.

(mho)