München: MVG veröffentlicht übergreifende Mobilitäts-App MVGO

Die Münchner können jetzt über eine Mobilanwendung Verkehrslösungen für U-Bahn, Tram, Bus und Sharing-Anbieter für E-Scooter und E-Mopeds suchen und buchen.

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(Bild: Timo Nausch/Shutterstock.com)

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Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat am Dienstag in Kooperation mit dem litauischen Anbieter Trafi die stadteigene übergreifende Mobilitäts-App MVGO herausgebracht. Die Münchner sollen darüber mit einem Nutzerkonto und einem Zahlungsmittel Zugang zu diversen Mobilitätsdiensten wie öffentlichen Verkehrsmittel und privaten Sharing-Anbieter haben.

Auf der Einstiegsseite wird dazu eine Karte mit Standort und allen integrierten Mobilitätsangeboten angezeigt. Um von A nach B zu kommen, werden verfügbare Möglichkeiten mit Preis und der benötigten Zeit aufgezeigt.

Das Angebot zum Start ist überschaubar: Über die MVG selbst sind U-Bahn, Tram und Bus in der bayerischen Landeshauptstadt über die App ansteuerbar. Dazu kommen für individuelle Anschlüsse E-Scooter und E-Mopeds von Emmy, Tier und Voi. Für die Nutzung der verschiedenen E-Roller-Dienste ist eine einmalige Überprüfung von Führerschein und Ausweis über die App erforderlich, die laut Trafi "nahtlos und unter Einhaltung der höchsten Sicherheitsstandards erfolgt".

Der übergeordnete Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV), zu dem neben der MVG über den Freistaat Bayern und die Landeshauptstadt München auch die S-Bahn und Regionalzüge gehören, ist noch nicht eingebunden. Scooter und Mietfahrräder etwa von Jump oder Lime gehören ebenso noch nicht zum Handy-Service wie Mietwagen von Anbietern wie Miles, Share Now und Sixt. Auch die MVG-eigene Ridesharing-Offerte IsarTiger ist bislang nicht über die Anwendung buchbar.

Andere Anbieter und weitere Fahrzeuglösungen könnten "jederzeit integriert" werden, hieß es dazu von den beiden Partnern. Gespräche würden geführt. Die reine MVG-Fahrinfo-App, die das Tochterunternehmen der Stadtwerke München (SWM) seit Längerem betreibt, bleibt genauso erhalten wie die MVV-App zur Fahrplanauskunft und zum Ticketkauf übers Smartphone für den gesamten Verkehrsverbund.

München ist nach Berlin die zweite deutsche Stadt, die mit Trafi eine solche "Mobility-as-a-Service-Lösung" (MaaS) entwickelt hat. Für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hatten die Litauer 2019 bereits die Plattform Jelbi umgesetzt, die mittlerweile die weltweit größte übergreifende Anwendung sein soll. Neben den öffentlichen Verkehrsmitteln der BVG und den Bahnen des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) sind in Berlin unter anderem die Roller von Emmy und Tier, E-Scooter von Tier und Voi, Fahrräder von Nextbike sowie Autos etwa von Miles zum Mieten dabei. Ridesharing ist mit dem BerlKönig möglich.

Trafi hat auch in Städten wie Vilnius, Rio de Janeiro, Istanbul und Jakarta schon Erfahrungen mit entsprechenden Apps und Routing-Algorithmen gesammelt. Die Firma kombiniert dabei die verfügbaren Verkehrsmittel, macht Vorschläge auch unter Einbezug des lokalen Wetters, bucht die Fahrpreise ab und verwaltet die Tickets fürs Display.

Ziel für München sei es, "den Umstieg vom privaten Auto in geteilte Mobilität" zu erleichtern, betont Christof Schminke von Trafi Deutschland. Es gehe darum, öffentliche und private Mobilität in einer App möglichst benutzerfreundlich und barrierefrei zu verknüpfen. Bislang macht der Kfz-Verkehr an der Isar etwa 50 bis 60 Prozent aller gefahrenen Kilometer aus. Die Zahl der Autos pro Kopf liegt in München bei rund 700 pro 1000 Einwohner und damit mehr als doppelt so hoch wie in Berlin.

Bei Jelbi hatte die Berliner Datenschutzbeauftragte Maja Smoltczyk voriges Jahr moniert, dass die BVG in der Projekt-Entwicklung eine "datenschutzkonforme Ausgestaltung" übersehen und es unterlassen habe, die Datenschutzbehörde rechtzeitig über das Vorhaben zu informieren: "Erst nachdem das Projekt mit großer medialer Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit vorgestellt worden war, konnte die Aufsichtsbehörde nachträglich eine Prüfung einleiten, die zur Feststellung zahlreicher Mängel führte."

Schminke hatte zuvor unterstrichen, alle verwendeten Daten "liegen auf einem deutschen Server" und würden verschlüsselt sowie anonymisiert. Bewegungsdaten würden "entkoppelt vom Rest". Man versuche, über entpersonalisierte Informationen Verkehrsflüsse von Gruppen und zugehörige Muster herauszufinden. Ein Trafi-Sprecher versicherte nun gegenüber heise online: "Bei der MVGO-App wurden die Datenschutzbestimmungen umfangreich mit berücksichtigt."

(mho)