Es geht voran

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Von
  • Henning Behme

Wie es um die Wirtschaft bestellt ist, weiß iX aus erster Hand, denn eine Zeitschrift verfügt über mehrere Indikatoren, die den Stand der Inlandsökonomie widerspiegeln. Ausnahmsweise sei deshalb an dieser Stelle ein Blick in die Redaktion und wie sie den Stand der Dinge beurteilt geworfen. Aus der Schule plaudern nicht nur Lehrer gern.

Schon leichte monatliche Schwankungen bei Abonnementzahlen oder dem Kioskverkauf führen umgehend dazu, dass Chefredakteur und Stellvertreter sich gegenseitig die Haare raufen und Farbtabellen fürs nächste Titelbild diskutieren. Zufällig hereinschneiende Testleser müssen in solchen Phasen einen Fragenmarathon nach dem anderen zur Usability des aktuellen Heftes über sich ergehen lassen, und Fachkundige im Bekanntenkreis der Redakteure sehen sich massiver Abo-Werbung ausgesetzt.

Nicht, dass Auflagen- oder Anzeigenzahlen die einzigen Indizes für die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage wären, denn einen Trumpf habe ich bis jetzt verschwiegen: Wozu hat eine Zeitschrift Autoren, wenn sie an ihrer Hochverfügbarkeit nicht erkennen könnte, wohin die Konjunktur läuft. Deren generelle Arbeitssituation und daraus resultierende Schreibarbeit geben ein Bild des State of the Art, wie es kein Analyst zeichnen könnte. Hier deshalb erst/letztmals und exklusiv Erkenntnisse der iX-Wirtschaftsratinggruppe anhand nichtrepräsentativ ausgewählter Karriereabschnitte.

Heinz O., langjähriger und zuverlässiger Autor, wollte im Sommer vorigen Jahres über ein Projekt berichten, das die Beteiligten in nur 43,82 Prozent der geplanten Zeit zum Abschluss gebracht haben - und zwar erfolgreich, dank Extreme Project Management. Jetzt steckt er wegen des Erfolges bis über die Ohren im übernächsten und kann den Artikel frühestens postcebitmäßig, in den Osterferien, in Angriff nehmen. Das heißt erfahrungsgemäß: In den Sommerferien könnte er es vielleicht tatsächlich schaffen - vorausgesetzt ausreichend Akkus fürs Notebook sind Teil des Strandgepäcks.

Webdesigner Nils „Guru“ T. hat kürzlich in großer Sorge per SMS und (per cron-Job generierte) Dauer-E-Mails nachgefragt, ob der Redaktion jemand bekannt sei, der perfekt Java, Javascript, HTML, XML, PHP, Perl, Cobol und SQL beherrsche und stante pede ein mittleres Zeitfenster erübrigen könne.

Willi P. ist trotz dreier Handys unerreichbar, weil sein freischwebendes Consulting ihm keine freie Sekunde mehr lässt. Sein Tutorial zu fortgeschrittenster Python-Programmierung liegt seit einem halben Jahr auf Eis - ohne Aussicht auf eine Realisierung in den nächsten Quartalen.

Nachdem sich auf Redaktionskonferenzen leichte Panik über die beklagenswerte Verfügbarkeit von Autoren (Redaktions-Slang: keine time to write) Bahn gebrochen hatte, stand positives Denken an: Die Schwerpunktverlagerung der Autorentätigkeit muss als gutes Zeichen gelten. Im Nu war XML-basiert eine Korrelation zwischen TTW und Wirtschaftsentwicklung hergestellt, und seither hängen auf den Fluren Charts, die das Verhältnis zwischen Deadline und Konjunktur grafisch aufbereiten - und allesamt gut aussehen. (hb)