Überall im Büro

Gezwungenermaßen oder freiwillig - die Anzahl der Notebook-Nutzer wächst. Für Firmen stellt sich die Frage, ob sie statt stationärer PCs die tragbaren Geräte einsetzen und so Kosten sparen. iX hat sich neun Notebooks angesehen, die ihre Hersteller als Desktop-Ersatz sehen.

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Von
  • Christian Kirsch
Inhaltsverzeichnis

Von Privatanwendern war es in der Vergangenheit immer häufiger zu hören: „Ich kaufe mir keinen PC mehr, sondern nehme jetzt ein Notebook.“ Zumindest einige Hersteller sehen ähnliches Potenzial für ihre Geschäftskunden und propagieren den tragbaren Rechner als Ersatz für den stationären PC: Desktop Replacement ist der zugehörige Anglizismus.

Was aber soll so ein Gerät leisten, wie sehen die Mindestanforderungen aus? Ein Kriterium, das sich aufzudrängen scheint, ist die Bildschirmgröße: Da für Desktops inzwischen 17 Zoll als Mindestmaß gelten, könnte man dasselbe für den tragbaren Ersatz fordern. Wer sich jedoch auf eine so üppige Bildschirmdiagonale kapriziert, schließt von vornhinein die meisten Anbieter aus, denn 17-Zoll-Monitore sind bei Notebooks noch immer eine Seltenheit. Bei anderen Komponenten lassen sich kaum Unterschiede zwischen denen für mobile und stationäre Rechner erkennen: Festplatten ab 60 GByte, 2 GByte Speicher, DVD-Brenner und leistungsfähige Grafikkarten finden sich auf beiden Seiten.

Klare Aussagen zu Einsatz und Ausstattung von Schreibtisch-Notebooks gibt es von HP. Dort sieht man solche Geräte vor allem als mobile CAD-Stationen. Sie sollen bei Kunden auch komplexe Catia-Modelle flott präsentieren. Im Vordergrund stehen folglich für diesen Hersteller die Grafikleistung sowie die Zertifizierung der Kombination aus Hard- und Software durch die Anbieter der CAD-Programme. Wichtig ist außerdem eine möglichst lange Verfügbarkeit der verbauten Teile. Dadurch lassen sich defekte Notebooks ohne Verlust der Zertifizierung reparieren.

Andere Anbieter wollen sich nicht auf einen so engen Markt konzentrieren. Sie sehen ihre Geräte als Allround-Talente, die auf jedem Gebiet mit der festinstallierten Konkurrenz mithalten sollten. Ein Zugeständnis jedoch machen sie in der Regel ohnehin bei der Monitorgröße - die liegt fast immer um die 15 Zoll. Einzige Ausnahmen im Test waren Apple mit seinem Powerbook und Sonys Vaio, die beide einen 17-Zoll-Bildschirm mitbrachten. Sony nutzt dessen Größe durch die rekordverdächtige Auflösung von 1920 x 1200 Pixeln weidlich aus, während Apple sich mit konventionellen 1440 x 900 begnügt. Auch Dell stellt auf seinem Inspiron 8600 den Bildschirm auf 1920 x 1200 Bildpunkte ein. Das ergibt wegen der Display-Abmessungen zu kleine Pixel, sodass nur Adleräugige mit dieser Vorgabe glücklich werden dürften.

Neben der Akkulaufzeit, bei jedem Notebook ein wichtiger Indikator für die Nützlichkeit, könnte (auch angesichts steigender Energiepreise) bei stationären PCs der Stromverbrauch im Netzbetrieb eine Rolle spielen. Ähnlich wie jedes Fernsehgerät ziehen die untersuchten Maschinen sogar im ausgeschalteten Zustand noch Strom, und zwar zwischen 0,4 (Lifebook) und 2,3 (Powerbook) Watt. Im Standby nehmen diese Werte nur unwesentlich zu (abgesehen vom Ausreißer Asus, der dort 3,6 Watt braucht) und liegen schließlich am höchsten bei Nutzung der Festplatte. Dabei ist das Powerbook mit 36 Watt besonders sparsam, und Toshibas Tekra liegt mit 51 Watt wieder an der Spitze. So groß der Unterschied auf den ersten Blick wirken mag, in der Praxis spielt er erst bei hinreichend großen Stückzahlen eine Rolle. Bei einem Preis von 0,13 EUR pro Kilowattstunde und 1400 Stunden Nutzung pro Jahr liegen die Kosten der beiden Modelle pro Jahr um nur 3 EUR auseinander.

Eine größere Belastung stellt demgegenüber die mögliche Lärmentwicklung dar. Erfreulicherweise fiel keines der getesteten Geräte durch unangenehme Lüfter- oder Festplattengeräusche auf. Einige nahmen den Ventilator beim Booten kurz in Betrieb, legten ihn danach jedoch wieder schlafen. Selbst während der Benchmark-Läufe war kein Lärm zu hören.

Allzu viel schleppen muss man bei keinem der Modelle. Einsamer Spitzenreiter ist Sonys Vaio, das mit knapp 4 Kilo dem einen oder anderen Neugeborenen Konkurrenz macht. Der Rest des Feldes bringt rund ein Kilo weniger auf die Waage. Das ist für gelegentliches Herumtragen durchaus zu verschmerzen. Die meiste Zeit sollen die Geräte ja ohnehin herumstehen.

Stationär wie mobil bieten alle die heute üblichen Verbindungen zur Au-ßenwelt: 56k-Modem, WLAN und Ethernet. Bei Letzterem hat sich die Mehrheit zur Gigabit-Schnittstelle durchgerungen; lediglich Toshiba und Dell geben sich noch mit 100 MBit/s zufrieden. Ein Infrarot-Anschluss fehlt bei Powerbook, Inspiron und Vaio; Bluetooth spart sich der Kandidat von Asus. Zwar sind diese beiden drahtlosen Übertragungsverfahren nicht die elegantesten für den Internetzugang. Reisende können jedoch noch lange nicht davon ausgehen, überall WLAN-Zugang zu finden, und selbst ein Modem lässt sich nicht in jedem Hotel anschließen. Wer sich einmal vom Rest der Welt isoliert sieht, dem bleibt noch das Handy, mit dem er via GSM oder GPRS eine IP-Verbindung aufbauen kann, um zumindest seine E-Mail zu lesen. In dieser Situation braucht man die Infrarot- oder Bluetooth-Schnittstelle für die Verbindung zwischen Handy und Notebook.

Was bei unbeweglichen Rechnern kaum eine Rolle spielt, ist für manchen Benutzer der mobilen durchaus wichtig: Design. Sind solche äußeren Werte relevant, bleibt beim Testfeld kaum eine Wahl - gegen Apples Powerbook sehen fast alle anderen Geräte aus wie Mies van der Rohes Lehrlingsarbeiten. Einzig Sonys Vaio hebt sich mit seinem gerundeten Gehäuse vom Einheitsbrei ab und lässt Erinnerungen an Raumschiff Orion wach werden. Das NW8000 von Hewlett-Packard hingegen würde gut in ein Büro mit skandinavischen Massivholzmöbeln passen, wäre da nicht das langweilige Schwarz.

Zurück zu den inneren Werten. Dort sind die Unterschiede zwischen den Geräten ähnlich übersichtlich wie bei den Schnittstellen. Alle bis auf Apples Powerbook kommen mit einem vorinstallierten Windows XP Professional, verwenden eine ATI-Mobility-Grafikkarte und bieten 60 bis 100 GByte Plattenplatz. Maximal können sie 2 GByte RAM aufnehmen, in der Regel liefert der Hersteller 512 MByte mit. DVD-Brenner gehören inzwischen ebenfalls zur Standardausstattung. Lediglich zu eingebauten Modulen für Flash-Speicher will sich noch nicht jeder Anbieter durchringen. Wenn so ein Slot vorhanden ist, nimmt er meistens SD/MM-Karten auf, das Vaio mag ausschließlich Sonys eigenen Memorystick lesen. Acer und Asus bieten mit Smartmedia beziehungsweise Memorystick mehr als der Durchschnitt. Wer sämtliche Flash-Medien benutzen will, muss einen externen Leser beschaffen, sei es mit PCMCIA- oder USB-Anschluss, die bei allen getesteten Notebooks vorhanden sind. Übrigens scheint sich PCMCIA langsam auf dem Rückzug zu befinden. Zwar ist der Schacht noch in allen Modellen vorhanden, aber oft bietet er nur noch Platz für eine Karte. Angesichts der ohnehin reichlichen Ausstattung mit Schnittstellen und des Vordringens von USB nimmt die Notwendigkeit für solche Erweiterungen ab.

Wie gewohnt, wurden die Kandidaten mit Intel-CPU auch mit Linux bespielt (Suse 9.1). Das klappte in allen Fällen ohne Zicken, anders als bei den Subnotebooks Anfang des Jahres [1]. Sämtliche Displays funktionierten mit X11 in derselben Auflösung wie unter Windows, allerdings war für das Dell-Gerät ein wenig Recherche nötig. Aus Zeitgründen mussten genauere Untersuchungen der heiklen Punkte (ACPI, 54-GBit-WLAN, Bluetooth, Flash-Modul) unterbleiben. Oberflächliche Versuche zeigten, dass Linux zumindest mit den integrierten Bluetooth-Modulen nicht immer spielen möchte und dass die ACPI-Unterstützung noch hinter dem von Windows Gewohnten hinterherhinkt.

Trotz der ähnlichen Ausstattung zeigten die Windows-Benchmarks große Unterschiede. Der Mobilemark, der häufig eingesetzte Windows-Anwendungen wie Word, Outlook, Excel und Photoshop mit (hoffentlich) typischen Aufgaben beschäftigt, lieferte Werte zwischen 100 (Sony Vaio) und 226 (Toshiba Tecra S1). Weniger ausgeprägt waren die Differenzen bei der Übersetzung des Linux-Kernels, die zwischen 21 und 26 Minuten dauerte. Angesichts der fast gleichen Prozessorleistung könnten diese Differenzen darauf zurückzuführen sein, dass einige Geräte die CPU drosseln, wenn keine Benutzereingaben erfolgen.

Wer im Betrieb PCs durch tragbare Rechner ersetzen will, muss unter anderem die Bildschirmarbeitsverordnung von 1996 beachten. Sie legt insbesondere fest, dass der Bildschirm „frei und leicht drehbar und neigbar“ sein sowie „die Tastatur ... vom Bildschirmgerät getrennt und neigbar sein“ muss. Darüber hinaus sollen sich Tastatur und Maus frei auf dem Schreibtisch platzieren lassen. Diese Vorschriften erfordern also den Anschluss einer externen Tastatur und Maus ans Notebook. Folgt man den Empfehlungen der Bundesanstalt für Arbeitssicherheit, dürfte ein externer Monitor hinzukommen: „Der dreh- und neigbare Monitor sollte so eingestellt werden, dass die oberste Bildschirmzeile etwas unterhalb der Augenhöhe liegt. Empfohlen wird eine Neigung des Bildschirms von bis zu 20 Grad nach hinten.“ In der Regel spricht das für eine Dockingstation: Dadurch bleiben unter Umständen USB-Anschlüsse am Gerät frei und Verkabelungsexzesse beim Anschließen des Notebooks entfallen. Fast alle Geräte im Test bieten den nötigen Port auf ihrer Unter- oder Rückseite. Von Dell gibt es mit D-View einen verstellbaren Ständer für das Notebook, mit dem sich die Höhe des Displays den Erfordernissen der Bildschirmarbeitsverordnung anpassen und der Zweitmonitor zur Not einsparen lässt. Etwas Ähnliches bietet HP (DN 937A).

Für die Qualität des Bildschirms gibt es die ISO-Norm 13406-2. Sie legt unter anderem Kennzahlen für die Leuchtdichte, den Kontrast und die Pixelfehler fest. Leider waren nur für letztes konkrete Zahlen in Erfahrung zu bringen. Einen Anhaltspunkt für die anderen Werte geben die von der Berufsgenossenschaft Druck und Papier für TFT-Bildschirme genannten. So soll die maximale Leuchtdichte mindestens 200 cd/m2 betragen, der Kontrast 200:1 und der Blickwinkel horizontal mindestens 140 Grad. Nur beim Kontrast erreichten alle Testkandidaten diese Vorgaben, die geforderte Helligkeit konnte lediglich das Vaio mit seiner Hintergrundbeleuchtung bieten.

Wer ein Notebook für die tägliche Arbeit verwendet, sollte über eine Garantieverlängerung nachdenken. Die Erfahrung zeigt, dass tragbare Rechner häufiger Defekte zeigen als stationäre. Zum einen liegt das an der höheren Belastung etwa durch Stöße und Vibrationen, zum anderen führt der ständige Preisdruck dazu, dass Hersteller nicht immer die höchstwertigen Komponenten einbauen. Zwar ist die Gewährleistung inzwischen auf zwei Jahre verlängert, ab einem halben Jahr nach Kauf kehrt sich jedoch die Beweislast um. Dann muss der Käufer nachweisen, dass der Fehler von Anfang an bestand. Eine nervenschonende Alternative dazu ist eine verlängerte Garantie, die viele Hersteller gegen Aufpreis anbieten. Toshiba bietet automatisch drei Jahre Garantie.

Was hingegen bei fast allen Herstellern fehlt, ist eine Dokumentation, die diesen Namen verdient. Merkwürdigerweise liefert jeder Waschmaschinenhersteller für seine Produkte eine ausführlichere Beschreibung als die Anbieter der deutlich teureren und komplexeren Notebooks. Einzige rühmliche Ausnahme ist Toshiba. Alle anderen Hersteller verzichten auf umfassende schriftliche Dokumente und verweisen auf CD-ROM oder Internet. Doch spätestens über das BIOS sind dort keine brauchbaren Informationen mehr zu finden.

Den vollständigen Text mit einer ausführlichen Bewertung der neun Kandidaten finden Sie in der aktuellen Print-Ausgabe der iX. (ck)