Schnitzeljagd

Wer ausgedehnte Spaziergänge langweilig findet, aber trotzdem zu den Frischluftfanatikern zählt, sollte sich unbedingt ein GPS-Gerät zulegen. Die moderne Form der Schatzsuche bringt Spaß für die ganze Familie.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Kai König

Eine Kindheit ohne Computer, Internet und andere technische Gadgets scheint heutzutage undenkbar. Allerdings ist es noch gar nicht so lange her, dass wir als Kinder Schnitzeljagden durch Dorf, Feld, Wald und Wiesen veranstaltet haben - in der Regel mit Kreidemarkierungen auf dem Boden und farbigen Zetteln in und an BĂĽschen am StraĂźenrand.

Heutige Schnitzeljagden sind hochtechnisiert und nutzen das Global Positioning System GPS. Dabei handelt es sich um ein System aus zurzeit 29 Satelliten. Diese umkreisen die Erde auf speziell ausgerichteten Bahnen, die sicherstellen sollen, dass von jedem Ort der Erde zu jeder Zeit mindestens drei, besser vier Satelliten mittels einer direkten Sichtlinie erreichbar sind. Dabei ist die Zahl Vier nicht willkürlich gewählt, sondern stellt das benötigte Minimum dar, um eine 3D-Positionspeilung auf die Erdoberfläche durchzuführen. Ein Abstecher zu Wikipedia erklärt die technischen Konzepte von GPS und gibt Einblick in seine Geschichte.

GPS startete als militärisches System, wurde allerdings Mitte der Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts für die zivile Nutzung freigegeben und im Mai 2000 hinsichtlich seiner Genauigkeit für private und zivile Nutzung entscheidend verbessert. Die Verfügbarkeit des GPS-Signals für Privatpersonen hat die Basis für alle Varianten der elektronischen Schnitzeljagd geschaffen.

Der bekannteste Vertreter GPS-basierter Spiele heißt Geocaching und realisiert eine Schatzsuche. Das zu findende Objekt, der Cache, ist oftmals eine wasserdichte Dose, deren Inhalt aus einem kleinen Logbuch samt Stift sowie verschiedenartigem Inhalt besteht. Dabei kann es sich um kleine Spielzeuge, Aufkleber, Miniaturwerkzeuge et cetera handeln - eben einfach alles, was in eine Plastikdose mit einem Liter Fassungsvermögen passt. Auf diesem Portal kann man sich nach kostenloser Registrierung existierende Caches nach Region und/oder Stadt anzeigen lassen und mit den dort von den Versteckern bereitgestellten Informationen auf die Suche nach den Schätzen machen.

Hat man einen Cache entdeckt, hinterlässt man Datum, Zeit und eventuell einen kurzen Kommentar im Logbuch, entnimmt einen Gegenstand aus dem Cache und platziert dort stattdessen ein Objekt aus dem eigenen Fundus. Das Geocaching-Portal bietet außerdem einen „Getting Started“-Guide, an dem sich Neulinge im Suchen, Finden und Verstecken eigener Caches orientieren können.

Etwa zeitgleich hat die deutsche Filiale von Geocaching das Licht der Welt erblickt - unterstützt durch die „Deutsche Wanderjugend“. Ein weiterer deutschsprachiger Treffpunkt empfiehlt sich den Geocaching-Enthusiasten. In diesem Forensystem kann man Kontakte zu anderen Geocachern aufbauen und sich neben der allgemeinen Kommunikation über Ausrüstung oder Kleidung sowie die benötigten GPS-Geräte informieren. Gerade die Frage nach dem richtigen GPS-Empfänger für die eigenen Bedürfnisse stellt eine Wissenschaft für sich dar. Einfache Geräte gibt es schon ab circa 100 Euro, danach sind Preis- und Funktionsskala nach oben offen.

Natürlich hat auch der Softwaremarkt einiges für den angehenden Geocacher zu bieten. Neben Kartenmaterial für verschiedene Länder und Regionen der Welt findet man Cache-Verwaltungsprogramme für den PC oder PDA, wobei sich ein Einstieg in diese Vielfalt anbietet. Dringt man tiefer in diese Materie ein, stellt man schnell fest, dass es eine Vielzahl von teils kostenloser, teils kommerzieller Software gibt, sodass eventuell ein umfangreicher Evaluationsprozess vonnöten ist.

Geocaching mag der bekannteste Vertreter unter den GPS-basierten Spielen sein, ist aber bei weitem nicht der einzige. Die hinter der Variante Nightcaching stehende Idee ist, Caches an bestimmten Orten so zu verstecken, dass sie nur nachts zu orten sind. Sie beschreibt verschiedene Bauarten von Nightcaches beispielsweise unter Nutzung von Reflektoren oder zeitgesteuerten Geräuscherzeugern. Bei dieser Spielart liegt der Fokus auf dem Finden der Caches unter Nutzung anderer Sinne als beim regulären Geocaching. Weiterhin unterscheidet man nach verschiedenen Cache-Typen. Neben den oben beschriebenen Traditional Caches (wasserdichte Plastik- oder Tupperbehälter) gibt es virtuelle und Event Caches, Webcam Caches und vieles mehr, darunter ein Überblick über die am häufigsten verwendeten Typen.

Als weitere Variante erweitert das sogenannte Letterboxing Geocaching um einen künstlerischer Aspekt. Die Letterbox enthält einen oftmals artistisch gestalteten Stempel, den der Finder benutzt, um in seinem persönlichen Letterbox-Logbuch einen Abdruck zu hinterlassen. Gleichzeitig hat ein Letterboxer einen persönlichen Stempel, der dazu dient, sich im Logbuch der Letterbox zu verewigen. Einen guten Anfänger-Guide besitzt die deutsche Letterboxing-Community, in English gibt es das Letterboxing-Portal.

Mit GPS-basierten Spielen präsentiert sich eine Community, die sich weniger an den Konzepten von Geocaching orientiert, sondern versucht, neue und eigene Wege zu beschreiten. Ziel von Geodashing, als dessen Spielfeld der gesamte Planet fungiert, ist es, während der Spieldauer möglichst viele Waypoints zu erreichen. Da diese über die gesamte Welt verteilt liegen, erscheint das Erzielen des Maximalergebnisses fast unmöglich - dennoch entwickeln die Mitspieler ungeheure Energien, um einen hohen Score zu erringen.

Ein weiteres Spiel der Community heißt Shutterspot. Es basiert darauf, dass Mitspieler Digitalfotografien online bereitstellen und andere herausfordern, die exakte GPS-Position des Fotografen zu finden. Die weiteren dort vorgestellten Spielideen (MinuteWar, GeoPoker und Geodashing Golf) sind ähnlich witzig und spannend.

Ein wichtiger Aspekt ist die Einbindung von Familie und Kindern. „Geocaching with Kids“ gibt Hinweise, wie diese Integration am einfachsten gelingt. Selbstverständlich haben auch die Blogger die GPS-Szene längst erobert. Das Geocaching Tagebuch von Team Didi wird beispielsweise regelmäßig um neue Posts zu den GPS-Aktivitäten von Didi und seinen Freunden ergänzt und bietet interessanten Lesestoff.

Auch Wikis zählen zu den Kommunikationsmitteln der GPS-Spieler. Cachewiki ist ein liebevoll gepflegtes Wiki zu Geocaching und verwandten Themen. Von dort findet man leicht zu einem Onlinekalender mit vielen Veranstaltungen der deutschsprachigen Geocaching-Szene - ein guter Weg, Gleichgesinnte live zu treffen. (ka)