Siemens Energy springt in den Dax – Börse unbeeindruckt

Nicht einmal ein halbes Jahr nach seinem Börsenstart steigt Siemens Energy in den Dax auf. Der Aktie nützt das am Donnerstag nicht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen

(Bild: Itzchaz/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christof Rührmair
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Als Börsenneuling binnen weniger Monate in den Dax zu springen, passiert nicht oft. Siemens Energy ist das Kunststück gelungen. Ab dem 22. März gehört die Aktie zum deutschen Leitindex, wie die Deutsche Börse in der Nacht zum Donnerstag mitteilte. Auf dem Börsenparkett brachte das dem Papier jedoch wenig: Am Donnerstag ging die Aktie mit einem Minus aus dem Handel. Seit dem Börsengang Ende September 2020 hat die Aktie allerdings bereits einen starken Anstieg verzeichnet.

An der Börse haben Index-Änderungen vor allen Bedeutung, weil sie sich auf spezielle Fonds auswirken, die Indizes nachbilden. Dort muss dann entsprechend umgeschichtet und neu gewichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann. Und natürlich bringt die Aufnahme in den exklusiven Kreis der Dax-Mitglieder auch Ansehen.

"Dass wir so kurz nach dem Börsengang auch in den Dax aufgenommen werden, ist eine große Anerkennung für unser Unternehmen und das große Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", sagte Energy-Chef Christian Bruch.

Aufsichtsratschef Joe Kaeser, der Energy noch als Siemens-Chef auf eigene Beine gestellt und an die Börse gebracht hatte, zeigte sich erfreut und hofft bereits auf ein drittes Siemens-Unternehmen im Leitindex: Es gebe keinen Grund, warum Siemens Healthineers nicht als Nächstes dran sein könnte, schrieb er auf Twitter. Die nächste Dax-Neuordnung steht in rund sechs Monaten an. Dann wird der Leitindex von bisher 30 auf 40 Werte erweitert.

Siemens Energy war Ende September von Siemens an die Börse gebracht worden. Das Unternehmen mit gut 90.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 27,5 Milliarden Euro bedient den Energiemarkt mit einem breiten Portfolio von Turbinen für Kohle- und Gaskraftwerke über Leitungstechnik bis zu Windkraft mit der Tochter Siemens Gamesa. Zudem gibt es oft langfristige Wartungsverträge. Auch deswegen weist Energy mit 79 Milliarden Euro einen außergewöhnlich hohen Auftragsbestand auf.

Die Transformation des Energiemarktes stellt das Unternehmen allerdings vor große Herausforderungen. Insbesondere im Bereich der konventionellen Energien bricht mittel- und langfristig Geschäft weg. Auch Energy selbst will nicht mehr an neuen Ausschreibungen für reine Kohlekraftwerke teilnehmen.

Der Umbau des Unternehmens hat auch Auswirkungen auf die Belegschaft. Anfang Februar hat das Unternehmen den Abbau von 7800 Jobs angekündigt, rund 3000 davon in Deutschland. Dies ist Teil eines Sparprogramms, mit dem Konzernchef Bruch die Profitabilität antreiben will. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern dazu laufen derzeit.

Im Dax verdrängt Siemens Energy den Hamburger Konsumgüter- und Kosmetikhersteller Beiersdorf, der in den MDax absteigt.

Noch nicht in die erste Börsenliga aufsteigen durfte der Kochboxen-Versender Hellofresh, der ebenfalls als Kandidat gegolten hatte. Experten vermuten, dass er an der verschärften Börsenregel scheiterte, wonach Dax-Kandidaten zwei Jahre in Folge ein positives operatives Ergebnis vorweisen müssen. Das Unternehmen hatte dieses Kriterium mit den am Montag vorgelegten Jahreszahlen wohl erfüllt, die Deadline für die Neubesetzung war aber Ende Februar.

Siemens Energy hatte dieses Kriterium knapp erfüllt. Zwar hatte der Konzern für das Geschäftsjahr 2020 unter dem Strich – auch wegen Sondereffekten – einen Milliardenverlust ausgewiesen doch den Regeln der Börse zufolge ist das sogenannte Ebitda entscheidend, der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Hier hatte Energy zwar ebenfalls einen heftigen Einbruch hinnehmen müssen, sich aber 60 Millionen Euro im Plus gehalten.

(mho)