Mars Express: "Mars-Webcam" findet und erkundet ungewöhnliche Riesenwolke

Nicht mit den speziellen wissenschaftlichen Instrumenten, sondern einer simplen Kamera haben Forscher ein ungewöhnliches Wetterphänomen auf dem Mars erforscht.

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Zwei Aufnahmen der riesigen, aber kurzlebigen Wolke

(Bild: ESA/GCP/UPV/EHU Bilbao)

Lesezeit: 3 Min.

Nur dank einer dafür überhaupt nicht ausgelegten Kamera an Bord des ESA-Orbiters Mars Express hat eine Gruppe von Forscherinnen und Forschern herausgefunden, was es mit einer ungewöhnlichen und riesigen Wolke auf dem Mars auf sich hat. Die taucht demnach regelmäßig am frühen Morgen außerhalb des Sichtfelds der meisten Instrumente an einem riesigen Schildvulkan auf, wird in wenigen Stunden mit großer Geschwindigkeit in die Länge gezogen und löst sich dann auf. Nur mithilfe der Bordüberwachungskamera von Mars Express war sie zuerst entdeckt und nun untersucht worden.

Wie die Wissenschaftler nun im Journal of Geophysical Research erläutern, haben sie ermittelt, dass sich die Riesenwolke im Frühjahr und Sommer auf dem Mars jeden Morgen kurz vor Sonnenaufgang bildet. Es handelt sich demnach um eine "orografisch angeregte" Wolke, die entsteht, wenn Wind an den Hängen des Vulkans Arsia Mons nach oben gedrückt wird. Für zweieinhalb Stunden wird die Wolke dann mit über 600 Kilometern pro Stunde in westliche Richtung in die Länge gezogen und auf eine Höhe von 45 Kilometern. Dabei wird sie demnach fast 2000 Kilometer lang und 150 Kilometer breit. Am späten Morgen löst sie sich von dem Vulkan und verschwindet angesichts der steigenden Temperaturen.

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Für die Orbiter am Mars war die Wolke trotz ihrer regelmäßigen Entstehung und ihres auffallenden Erscheinungsbilds nicht zu sehen, weil die Forschungskameras nur vergleichsweise eng begrenzte Bereiche ins Visier nehmen und die Orbits für das morgendliche Geschehen ungünstig liegen. Entdeckt wurde sie dann auch erst mit der sogenannten Visual Monitoring Camera (VMC) von Mars Express, die lediglich die Abtrennung des ESA-Landers Beagle 2 bestätigen sollte. Sie hat zwar nur eine geringe Auflösung, aber anders als andere Kameras im Marsorbit ein großes Sichtfeld, erklären die Forscher. Ihr Potenzial als wissenschaftliches Instrument wurde erst vor wenigen Jahren erkannt, vorher galt sie als "Webcam des Mars", da sie den Roten Planeten regelmäßig komplett fotografiert.

Mit der VMC wurde die Wolke nicht nur entdeckt, sondern auch erforscht. Schließlich lieferte sie auch Daten, dank derer andere Instrumente und andere Orbiter auf das Geschehen im Morgengrauen gerichtet werden konnten, das normalerweise nicht anvisiert wird. Mit dem Wissen um die Regelmäßigkeit der riesigen Wolke konnten die Wissenschaftler sie sogar in Archivaufnahmen entdecken, die die NASA-Sonde Viking 2 in den 1970er-Jahren vom Mars gemacht hat. "Diese Entdeckungen unterstreichen wahrlich die Stärken von Mars Express – ihr besonderer Orbit, ihre Langlebigkeit, ihre anhaltende Qualität und ihre Fähigkeit sich an die Erfordernisse der Forschung anzupassen", meint Dmitrij Titov von der Europäischen Weltraumagentur. Mars Express umkreist den Roten Planeten seit 2003.

Details zur Riesenwolke

(Bild: ESA)

(mho)