Frequenzvergabe 450 MHz: Ehemaliges C-Netz geht an Versorger

Die Bundesnetzagentur hat das Spektrum um 450 MHz an einen der bisherigen Nutzer vergeben. Hinter 450connect steht inzwischen ein breites Branchenbündnis.

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(Bild: Krisana Antharith/Shutterstock.com)

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Die Bundesnetzagentur hat die Nutzungsrechte für die Frequenzen des ehemaligen C-Mobilfunknetzes wie erwartet an ein Konsortium der Energieversorger vergeben. Im Bewerbungsverfahren hat sich das Unternehmen "450connect" durchgesetzt und den Zuschlag erhalten, teilte die Bundesnetzagentur am Dienstag in Bonn mit. Zuvor hatte die Regulierungsbehörde entschieden, die Frequenzen vorrangig zur Vernetzung von Versorgungsinfrastruktur zu vergeben, obwohl auch Sicherheitsbehörde Ansprüche angemeldet hatten.

Mit der Vergabe der Frequenzen an die Versorger ist auch der politische Wunsch verbunden, die Digitalisierung wichtiger Infrastrukturen im Rahmen der Energiewende voranzutreiben. So können die Frequenzen unter anderem zur Vernetzung "intelligenter" Stromzähler eingesetzt werden. "Der Zuschlag stellt die Weichen für die Digitalisierung der Energie- und Verkehrswende", erklärte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann. "Aufgrund der guten Ausbreitungseigenschaften bieten sich die 450 MHz-Frequenzen an, um kosteneffizient ein funktionsfähiges, ausfallsicheres Funknetz aufzubauen."

Die Nutzungsrechte der Frequenzen, auf denen früher das analoge C-Netz funkte, gehörten bis Ende 2020 der 450connect GmbH, die darauf bereits ein Funknetz für Energieversorger betrieb, und der Deutschen Telekom, die ihre Frequenzen aber weitervermietet hatte. Schon vor der Neuvergabe der Nutzungsrechte hatte die Bundesnetzagentur entschieden, das verfügbare Spektrum nicht wieder zu teilen, sondern in einem einzigen Paket an einen Bewerber zu vergeben. Stückpreis: 113 Millionen Euro.

Die muss die 450connect GmbH jetzt überweisen. "Wir freuen uns sehr über den Zuschlag der 450-MHz-Frequenzen an das von Unternehmen der Energie- und Wasserwirtschaft getragene Joint Venture 450connect", sagte Carsten Ullrich, Sprecher der Geschäftsführung der 450connect GmbH. "Die Entscheidung der Bundesnetzagentur zeigt, dass unser Frequenznutzungskonzept für die Versorgung kritischer Infrastrukturen überzeugt hat und dass wir in der Lage sind, dieses zuverlässig, effizient und zeitnah umzusetzen."

Die Vorbereitungen für den Aufbau des LTE-Funknetzes liefen bereits auf Hochtouren, teilte 450connect mit. Die digitale Kommunikationsinfrastruktur mit rund 1600 Funkstandorten solle bis Ende 2024 in Betrieb genommen werden. Netzbetreiber hätten dann die Möglichkeit, Energieerzeugung, -transport und -verbrauch in Echtzeit zu kontrollieren und bei Bedarf zu steuern. Die hinter 450connect stehenden Unternehmen versorgten mehr als 50 Prozent der deutschen Bevölkerung mit Energie und Wasser.

Ob es weitere Bewerber außer der 450connect GmbH gegeben hat, will die Bundesnetzagentur unter Hinweis auf die "Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse" der Beteiligten nicht verraten. Zunächst hatte sich aber auch die "Versorger-Allianz 450", in der über 100 regionale Versorger organisiert sind, auf eine Bewerbung für die Frequenzen vorbereitet. Im Mai 2020 hat sich die Branche dann aber auf ein gemeinschaftliches Vorgehen verständigt.

Dafür hat die Konzernmutter Alliander AG den Gesellschafterkreis der 450connect GmbH geöffnet. Als Joint Venture gehört die 450connect nun zu gleichen Teilen einem Konsortium ihrer bisherigen Versorgerkunden, der Alliander AG, der Versorger-Allianz 450 und den Regionalversorgern des Eon-Konzerns. Das Bundeskartellamt hat den Zusammenschluss im Februar 2021 freigegeben.

Über die Vergabe der Frequenzen hatte es politischen Streit gegeben. Eigentlich hatte die Bundesnetzagentur geplant, die Frequenzen exklusiv den Versorgungsinfrastrukturen zu widmen. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) hatte diesen Plan unterstützt. Allerdings meldeten Innenministerium (BMI) und Verteidigungsministerium (BMVg) auch Bedarf für die "Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben" (BOS) an. Polizei, Feuerwehren oder die Bundeswehr fanden im ersten Entwurf der Bundesnetzagentur allerdings keine Berücksichtigung.

Daraufhin kam es auf Intervention der Bundesregierung zu einem "Kompromiss": Soweit die Frequenzen bei 450 MHz nicht für kritische Infrastrukturen eingesetzt werden, sind Kapazitäten für die BOS bereitzustellen. Zum einen werde der zeitlich und räumlich eingeschränkte Bedarf der Bundeswehr jetzt berücksichtigt, teilte die Bundesnetzagentur am Montag mit, zum anderen werde auch den Interessen der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben "weitestgehend Rechnung getragen". Dabei weist die Behörde darauf hin, dass die BOS schon bei den 700 MHz-Frequenzen zum Zuge gekommen sind.

(vbr)