Lignin aus Pflanzen: Auf dem Holzweg​

Der Stoff war lange nur Abfallprodukt oder Füllstoff. Das Start-up LignoPure will Lignin zum hochwertigen Baustein für Kosmetika und Lebensmittel machen.​

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(Bild: LignoPure)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Das Hamburger Start-up LignoPure hat sich sozusagen freiwillig auf den Holzweg begeben. Es will hochwertiges Lignin-Pulver als Zusatz für eine Reihe von Produkten wie Kosmetika herstellen. „Lignin ist eins der häufigsten Biopolymere, das die Pflanzen nicht nur stützt, sondern auch vor mikrobiellem Befall, freien Radikalen und UV-Strahlung schützt“, sagt Daniela Arango Ospina, die für Regulationsfragen zuständige Mitarbeiterin des 2019 gegründeten Start-ups.

Bisher werde Lignin als Abfallprodukt etwa der Papier- und Zellstoffindustrie wahrgenommen, weil es einen hohen Schwefelgehalt hat. Es werde oft einfach verbrannt, um Energie zu liefern, oder als Füllstoff etwa bei der Zementherstellung verwendet. Neue Verfahren können den Schwefelgehalt aber inzwischen deutlich senken. Einige Unternehmen zerlegen Lignin in seine Monomere, um sie als Bausteine für Chemikalien wie biobasierte Kunststoffe zu verwenden.

„Wir wollen aber lieber so nah an der Gesamtstruktur bleiben wie möglich, um die Schutzeigenschaften zu nutzen“, sagt Ospina. Die Idee des Unternehmens: Zum Zuliefere von Ligninpulver mit maßgeschneiderten Partikeln werden, deren Größe, Form und Porosität es im Auftrag der Kunden der jeweiligen Aufgabe anpasst. „Wie verändern es also nicht chemisch, sondern machen es zugänglicher“, sagt Ospina.

Als erste Produktkategorie konzentriert sich das Unternehmen auf den Einsatz in Kosmetika und Hautpflegeprodukte. Die Lignin-Beigabe könnte zum Beispiel helfen, Öle aufzunehmen. Denkbar sei aber auch, aktive Inhaltsstoffe in den Lignin-Poren zu speichern. Da Lignin-Fraktionen braun sind, ließen sie sich etwa weißen Grundformulierungen beimischen und in hellen Hautton-Grundierungen verwenden. Der UV-Schutz wäre dann mit eingebaut. Mehrere Kosmetikhersteller hätten bereits Interesse signalisiert.

Denkbar sei Ospina zufolge aber auch, Ligninpulver in der Lebensmitteltechnologie einzusetzen. Sie könnten zum Beispiel als Verdickungsmittel dienen oder statt dem Zucker Maltodextrin als Ballaststoff dienen. Erste In-vitro-Tests hätten gezeigt, dass die Partikel nicht giftig sind. „In Russland ist Lignin bereits für den Verzehr zugelassen“, so Ospina.

Das Unternehmen hat gerade eine Seed-Finanzierung in Höhe von 2,2 Millionen Euro eingeworben und will damit seine eine Pilotproduktionsanlage finanzieren. Der Produktionsstartschuss soll im Oktober fallen. Derzeit laufen die Registrierverfahren für die ersten vier Produkte. (vsz)