Entwicklungsumgebung: Apache NetBeans 12.3 bändelt mit Visual Studio Code an

Neben einer Extension für Microsofts Sourcecode-Editor bringt das aktuelle Release der IDE eine erweiterte Unterstützung für PHP 8.

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(Bild: Natalia Hanin / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
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  • Rainald Menge-Sonnentag
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Das NetBeans-Team bei der Apache Software Foundation hat Version 12.3 der Entwicklungsumgebung veröffentlicht. Das dritte Minor Release bringt einige Ergänzungen rund um Java und PHP mit. Die wesentliche Neuerung liegt allerdings außerhalb der eigentlichen IDE: Die Apache NetBeans Language Server Extension für Visual Studio Code soll die wesentlichen Funktionen der IDE in Microsofts quelloffenen Sourcecode-Editor bringen.

Der Release-Plan von Apache NetBeans sieht vier Veröffentlichungen im Jahr vor. Die im Juni 2020 erschienen jüngste Hauptversion 12.0 ist gleichzeitig das jüngste LTS-Release (Long-term Support), und für 2021 ist die nächste LTS-Variante geplant.

Die Extension, die Apache NetBeans an Visual Studio Code anbindet, ist derzeit als Preview gekennzeichnet. Sie arbeitet als Language Server und bringt zahlreiche auf Java zugeschnittene Funktionen mit. Die Download-Seite im Marketplace verspricht "Alle Goodies von NetBeans über Visual Studio Code".

Das Language Server Protocol (LSP) hatten Microsoft, Red Hat und Codenvy gemeinsam im Juni 2016 vorgestellt. Es ist eine einheitliche Schnittstelle zwischen Entwicklungsumgebungen und lokal auf der Workstation installierten Servern für spezifische Programmiersprachen oder Anwendungen, die die kontextabhängige Informationen an die IDE liefern.

Apache NetBeans arbeitet bereits seit geraumer Zeit als LSP-Client, um zusätzliche Programmiersprachen oder auch Syntaxhervorhebung für die Bash-Shell in die IDE zu integrieren. Die Extension für Visual Studio Code fungiert dagegen als Server. Sie kann unter anderem über die Aktion Java: Compile Workspace einen Maven- oder Gradle-Build anstoßen.

Der LSP-Server stellt unter anderem Code-Generatoren bereit und zeigt beim Überfahren von Codepassagen mit der Maus die zugehörigen JavaDoc-Beschreibungen an. Außerdem bietet die Erweiterung eine Anbindung an die CodeLens-Funktion von Visual Studio Code. Er verwaltet das Debugging von Java-Anwendungen und sorgt dafür, dass geänderte Dateien automatisch gespeichert werden, um korrekte Breakpoints für den Debugger setzen zu können.

Die NetBeans-Erweiterung steuert einige Refactorings.

(Bild: Apache Software Foundation)

Daneben steuert die Extension Refactorings auf Klassenebene. Entwicklerinnen und Entwickler setzen über netbeans.jdkhome den Pfad, in dem sich das JDK befindet. Einige Funktionen der Erweiterung sind standardmäßig deaktiviert, um Konflikte mit anderen Java-Extensions für Visual Studio Code zu vermeiden. Sie lassen sich allerdings manuell aktivieren, indem die Konfigurationsvariable netbeans.conflict.check den Wert false erhält.

Java-Entwickler finden in der NetBeans IDE selbst wenig Neuerungen. Nennenswert sind das Anlegen von Favoriten bei den Tasks im Gradle-Navigator und eine verbesserte Anzeige von Unterprojekten in Gradle.

Für die PHP-Entwicklung setzt das Release die in Version 12.2 gestartete Anbindung an das im November 2020 veröffentlichte PHP 8 fort. Offensichtlich kennt die IDE nun die vollständige Syntax von PHP 8.0. Die Autovervollständigung für Attribute und Named Parameters steht allerdings noch auf der To-do-Liste.

NetBeans: Vom Studentenprojekt zur Apache Software Foundation

(Bild: Apache Software Foundation)

Die Entwicklungsumgebung NetBeans blickt auf eine bewegte Geschichte zurück und hat ihre Wurzeln ebenso wie einer der größten Wettbewerber IntelliJ IDEA in der tschechischen Republik. Dort entwickelten Studenten 1996 mit dem Projekt Xelfi die Grundlage für die Gründung der Firma NetBeans. 1999 übernahm Java-Mutter Sun Microsystems das Unternehmen.

Schließlich landete die Entwicklungsumgebung mit der Übernahme Suns durch Oracle beim Datenbankhersteller, der es 2016 an die Apache Software Foundation übergeben hat. Dort durchlief es dann zunächst die als Inkubator bezeichnete Bewährungsphase, die es im April 2019, kurz nach dem Release von NetBeans 11.0 erfolgreich verlassen hat.

Trotz namhafter Wettbewerber wie IntelliJ IDEA und der Eclipse IDE hat NetBeans eine treue Nutzerschaft. Einer der prominentesten Vertreter dürfte Java-Vater James Gosling sein, der das aktuelle Release auf Twitter begrüßt hat.

Weitere Details zu Apache NetBeans 12.3 lassen sich der offiziellen Ankündigung entnehmen. Der Sourcecode findet sich im GitHub-Repository. Binaries sind über die Apache-Website verfügbar. Die Extension Apache NetBeans Language Server lässt sich kostenlos über den Visual Studio Marketplace herunterladen.

(rme)