Hightech für die Bundeswehr

Verteidigungsminister Rudolf Scharping will die Informationstechnik der Streitkräfte verbessern.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) will die rund 1,5 Milliarden Mark, die ihm aller Voraussicht nach im nächsten Jahr zusätzlich zur Verfügung stehen, vor allem in mehr Personal sowie Verbesserungen der Informationstechnik der Bundeswehr investieren. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner neuesten Ausgabe. Als Vorhaben mit "sehr hoher Priorität" stuft Scharping unter anderem den Einsatz des Mobilfunksystems Tetra ein. Die Installation von Tetra-Basisstationen an insgesamt 32 ausgewählten Orten soll der militärischen Führung den "Kommunikationsverbund mit Sicherheitsbehörden" ermöglichen. Darüber hinaus wollen die Spitzen der Hardthöhe das Satelliten-Kommunikationssystem SATCOMBw weiter ausbauen.

Tetra (Terrestrial Trunked Radio) ist ein neuer europaweiter Mobilfunkstandard, der insbesondere für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben gedacht ist. Das volldigitale Funksystem überträgt Daten mit einer Rate von 36 kBit/s pro Funkkanal und ist als Zeitmultiplex-System (Time Division Multiple Access) mit vier unabhängigen Kommunikationskanälen pro Träger definiert. Gegenüber herkömmlichen GSM-Netzen bieten Tetra-Netze eine vierfach bessere Frequenznutzung; auch entfällt gegenüber GSM bei der Duplex-Sprachübertragung der Einsatz von aufwendiger Filtertechnik, da Sprache zeitlich so komprimiert wird, dass kontinuierliche Zweiwege-Kommunikation über zwei versetzte Zeitschlitze möglich ist.

Mit dem auf drei Ausbaustufen angelegten SATCOMBw-Vorhaben ist die Bundeswehr dabei, ihr bestehendes Fernmeldesystem auf Regionen auch außerhalb Europas auszuweiten. Transportable Bodenstationen in den jeweiligen Einsatzgebieten sowie ortsfeste Ankerstationen in Deutschland sollen künftig eine Vielzahl von Satellitenkanälen bereit stellen, über die mobile terrestrische Fernmeldenetze von Teilstreitkräften (Heer, Luftwaffe, Marine) mit entsprechenden Netzen in Deutschland verknüpft werden. Während etwa die USA mit MILSTAR über ein rein militärisch genutztes Satellitennetz verfügen, ist die Bundeswehr bei Auslandseinsätzen vor allem auf das Mieten von Übertragungsstrecken ziviler Satelliten-Kommunikationssysteme wie INTELSAT, INMARSAT und EUTELSAT angewiesen.

In der derzeitigen Stufe 1, die so genannte Mittelfristlösung (MFL), steht bis zum 30. November 2002 der Aufbau von insgesamt 14 bundeswehreigenen, multibandfähigen Bodenstationen mit X-, Ku-, und C-Frequenzbändern im Vordergrund. Die bestehenden zivilen und militärischen Satellitenressourcen sollen vorerst weiterhin genutzt werden, langfristig aber, so wünscht es sich die BW-Führung, sollen Satelliten der Bundeswehr Position auf geostationären Umlaufbahnen beziehen. Nur so, sagen BW-Offiziere, könne der Forderung nach störresistenten Verbindungen über uneingeschränkt verfügbare Kapazitäten, die kommerzielle Systeme nicht erfüllen, nachgekommen werden. (pmz)