Trust No One: Microsofts Patent auf ein DRM-Betriebssystem

Microsoft hält seit dem 11. Dezember ein Patent auf ein Betriebssystem, das ganz auf ein Digital Rights Management (DRM) zum Kopierschutz ausgelegt ist.

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Von
  • Clemens Gleich

Microsoft hält seit dem 11. Dezember ein Patent auf ein Betriebssystem, das ganz auf ein Digital Rights Management (DRM) ausgelegt ist. Darin bestätigt das amerikanische Patentamt dem Softwarekonzern die "Erfindung" eines Verfahrens, das Raubkopierern jeglichen Nährboden entziehen soll.

Trust, trust, trust ... Die ganze Patentschrift redet von Vertrauen, wobei Microsoft seinen ehrenwerten Kunden anscheinend am allerwenigsten traut. Warum auch, dürfte Microsofts Gegenfrage lauten: Die Geek-Gesellschaft der sich selbst als "Poweruser" titulierenden modernen Jäger und Sammler liegt kollektiv im Flatrate-Fieber und saugt sich Filme auf die Platte, als würde morgen Hollywood gesprengt. Diese Zustände gilt es, so die einhellige Meinung der gesamten IT-Branche, zu unterbinden -- und wer wäre geeigneter als Vertrauensinstanz, die künstliche Beschränkungen digitaler Daten erzeugt, denn die Windows-Väter aus Redmond?

Die Erfindung, die durch das Patent nun geschützt werden soll, garantiert dem Hersteller -- etwa von Musik -- das Recht, selbiges für seine Käufer in beliebiger Weise zu beschneiden und so auch nach dem Kauf noch Kontrolle über eine virtuelle Ware zu haben. Widerstand gegen dieses Vorgehen ist zu erwarten, daher muss dieser mit einem langen Hebel schon gleich zu Beginn gebrochen werden -- etwa so, wie in der Patentschrift beschrieben:

"If a computer can be booted only into an operating system that itself honors content rights, and allows only compliant applications to access rights-restricted data, then data integrity within the machine can be assured. This stepping-stone to a secure operating system is sometimes called 'Secure Boot'. If secure boot cannot be assured, then whatever rights management system the secure OS provides, the computer can always be booted into an insecure operating system as a step to compromise it."

Kurz gesagt, Microsofts Verfahren will kontrollieren, dass "sichere" PCs nur DRM-taugliche Betriebssysteme booten.

Zudem verlässt man sogar die eigentlich bevorzugten Pfade der "Security through Obscurity". Sie wird in der Problembeschreibung zwar genannt, aber zugunsten einer vermeintlich besseren Lösung verworfen:

"The second solution is to use secret, proprietary data formats and applications software, or to use tamper-resistant software containers, in the hope that the resulting complexity will substantially impede piracy. The third solution is to modify the general-purpose computer to support a general model of client-side content security and digital rights management."

Microsofts patentierte Erfindung krankt möglicherweise aber wie so viele andere Versuche daran, dass sie Konzepte der analogen Geschäftswelt auf eigentlich kaum kontrollierbare Information anwendet. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, findet "krimineller" Übermut und Neugier immer einen Weg zurück. Die Bewilligung des Patentes dürfte den Softwarekonzern zwar freuen, doch der Mitbewerb wiegelt ab: Nach US-Berichten sieht etwa InterTrust in allen Punkten des Patentes nichts Neues. Zudem vertraut InterTrust natürlich Microsoft nicht und warnt davor, sich auf deren DR-Management zu verlassen. Kein Wunder: Will die Firma doch lieber selber Rechte managen. (cgl)