Regulierer: Lage auf Telecom-Markt besser als die Stimmung
Der Telecom- und Internet-Markt boomt weiter; auch für die Konkurrenten der Deutschen Telekom sieht die Regulierungsbehörde gute Aussichten.
Internet-Zugänge sind bei den Verbrauchern immer beliebter: Mehr als 30 Millionen Menschen über 14 Jahre hätten im vergangenen Jahr am Arbeitsplatz, zu Hause oder bei Freunden das Internet genutzt, sagte der Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) Matthias Kurth bei der Vorlage des Jahresberichts 2001. Nach seiner Einschätzung werde bereits im Frühjahr 2002 jeder zweite aus dieser Altersgruppe online sein. Hohe Wachstumschancen räumte Kurth auch dem schnellen Internetzugang über DSL ein. Mit 2,1 Millionen breitbandigen Zugängen im vergangenen Jahr sei das Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft, machte Kurth den Wettbewerbern der Deutschen Telekom Mut. Mehr als 20 Millionen DSL-Anschlüsse seien erreichbar; derzeit hält bei dieser Zugangsart die Telekom mit einem Marktanteil von 95 Prozent ein Quasi-Monopol.
Zum Umsatzträger Nummer eins auf dem Telekommunikationsmarkt hat sich 2001 der Mobilfunk entwickelt. 37 Prozent am gesamten Umsatz von 63,4 Milliarden Euro entfiel im vergangenen Jahr nach Angaben der Regulierungsbehörde auf diesen Bereich, der das Festnetzgeschäft (33 Prozent) klar überflügelte. Die Zahl der Mobilfunkkunden, die in den Netzen von T-Mobile, Vodafone D2, E-Plus und VIAG Interkom telefonieren, bezifferte Kurth auf 56,3 Millionen. Mit einem Zuwachs von 8 Millionen im Vergleich zu 2000 flachte das Wachstum erwartungsgemäß mit Erreichen der Sättigungsgrenze ab. Die Rate der Marktdurchdringung lag bei knapp 70 Prozent und erreicht damit ein ähnliches Niveau wie in Italien, Österreich, Norwegen und Schweden.
"Der TK-Dienstleistungsmarkt hat den konjunkturellen Einbruch weit besser überstanden als die meisten anderen Branchen", sagte Kurth. Mit einem Wachstum von 15 Prozent sei die Dynamik weiterhin intakt, auch wenn auf Unternehmensebene durch den Aufbau von Überkapazitäten und geänderte Erwartungen von Investoren Probleme entstanden seien. Auf die Wettbewerber der Telekom entfiel bereits ein Marktanteil von 40 Prozent. Das gesamte Verkehrsvolumen habe 2001 312 Milliarden Minuten betragen, was einer Steigerung um 75 Prozent gegenüber 1997 entspreche; insgesamt existierten in Deutschland Ende 2001 rund 52,3 Millionen Telefonkanäle. Diese setzten sich zusammen aus 30,6 Millionen Analoganschlüssen (einschließlich öffentlicher Telefonzellen), 9 Millionen ISDN-Basisanschlüssen und 121.000 ISDN-Primärmultiplexanschlüssen. Die Anzahl der Kanäle bei Telekom-Konkurrenten habe 2001 bei 1,58 Millionen gelegen, hieß es bei der Regulierungsbehörde. Ende 2001 seien bei der RegTP über 2000 Telecom-Anbieter registriert gewesen; 663 Unternehmen besäßen Lizenzen der Klasse 3 (Übertragungswegelizenz), davon 378 mit unbeschränkter Lizenz.
Wachstum verzeichnete die Branche auch bei den Beschäftigten. Insgesamt waren 241.800 Menschen Ende vergangenen Jahres in der Telekommunikation beschäftigt, ein leichtes Plus von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Die tatsächliche Lage am TK-Markt ist besser als die herrschende Stimmung", meinte Kurth.
Weiter gesunken sind unterdessen die Preise auf dem Telekom-Markt. So verbilligten sich Telekommunikationsdienstleistungen 2001 im Schnitt um 5,8 Prozent, mobiles Telefonieren sogar um gut 9 Prozent. In Europa gehörten die Handytarife inzwischen zu den günstigsten, betonte Kurth. Allerdings scheint sich, glaubt man den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, bei den Preisen fürs Telefonieren eine Trendwende abzuzeichnen. So vermeldeten die obersten Statistiker Deutschlands für das Festnetz bereits Preissteigerungen. (jk)