"Computercops" ermitteln in digitalen Milieus

In Sachsen-Anhalt gehen kĂĽnftig "Computercops" mit der Maus auf Verbrecherjagd.

vorlesen Druckansicht 122 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

In Sachsen-Anhalt gehen künftig "Computercops" auf Verbrecherjagd. An allen sechs Polizeidirektionen nehmen demnächst je zwei Computerexperten ihre Arbeit auf, um gegen die wachsende Computer- und Internetkriminalität vorzugehen, teilte Innenminister Manfred Püchel (SPD) mit. Aufgabe der Spezialisten ist es, bei Verdacht auf Straftaten zum Beispiel beschlagnahmte Festplatten, Disketten oder Handys zu analysieren. Besonders bei gelöschten Daten, der Sicherung digitaler Beweismittel und Verbrechen mit Großrechnern werden erfahrene Techniker gebraucht. Bisher gab es für derartige Aufgaben lediglich fünf Fachleute im Landeskriminalamt (LKA).

Die Computerkriminalität sowie der Missbrauch anderer Kommunikationstechniken haben laut Püchel stark zugenommen. 1992 habe das LKA 17 derartige Fälle bearbeitet, im vergangenen Jahr 465. Als Beispiele nannte der Minister gegenüber dpa Kinderpornografie, den Vertrieb rechtsextremistischer Propaganda und Musik oder die Prostitution. Den flächendeckenden Einsatz spezieller "Computercops" gibt es laut Püchel bisher nur in Bayern und Niedersachsen. "Viele Beweismittel sind im Gegensatz zu früher heute nur noch durch Spezialisten zum Sprechen zu bringen. Daher haben wir bereits 1992 mit der Schaffung einer deliktübergreifenden DV-Gruppe reagiert", führte der Innenminister weiter aus.

Die Auswertung von Computerfestplatten oder Handys dauert oft Wochen oder sogar Monate. Obwohl die Daten heute im Gegensatz zum früher beschlagnahmten Aktenschrank ergiebigere Spuren hervorbringen können, ist es bis dahin oft ein steiniger Weg, den nur digital Bewanderte vernünftig gehen können. Die mit solchen Aufgaben betrauten Polizeibeamten sollen daher über "umfangreiche Kenntnisse aus dem Bereich der Informationstechnologien" verfügen. Die Polizisten, die jetzt die neuen Ermittlerteams bilden sollen, werden beim Bundeskriminalamt, anderen Bundesbehörden und bei IT-Firmen geschult. Von ihrer Ausbildung her sind sie Kriminalbeamte oder Ingenieure. Die Technik an ihren Arbeitsplätzen kostet jeweils rund 50.000 Mark. Darin enthalten sind neben verschiedenen Rechnersystemen auch – selbstverständlich lizenzierte – Softwarepakete und Tools. (cgl)