In Bayern und NRW sind Green-Card-Inhaber arbeitslos

Trotz angeblich steigendem Fachkräftebedarf trifft die Krise der Computer-Branche die Inhaber von Arbeitserlaubnissen für ausländische IT-Spezialisten.

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Von
  • Jürgen Kuri

Trotz angeblich weiter steigendem Fachkräftebedarf trifft die Krise der Computer-Branche jetzt auch die Inhaber so genannter Green Cards: In Bayern und Nordrhein-Westfalen sind mehr als 20 Green-Card-Inhaber arbeitslos. Bereits im April gab es zu Beginn der Krise in der Internet-Ökonomie zwar erste Entlassungen von Green-Card-Inhabern, diese fanden aber damals wohl sehr schnell wieder Arbeit.

Im Freistaat sei inzwischen ein Dutzend ausländischer Computer-Spezialisten mit einer solchen Arbeitserlaubnis ohne Job, berichtete der Präsident des Landesarbeitsamtes, Richard Wanka, am Dienstag in Nürnberg. Insgesamt sind nach Angaben des Landesarbeitsamtes im Freistaat mehr als 2.900 der bundesweit rund 10.500 Green-Card-Inhaber beschäftigt.

In Nordrhein-Westfalen sind derzeit zehn Green-Card-Inhaber ohne Arbeit, teilte ein Sprecher des Landesarbeitsamtes in Düsseldorf mit. In 30 Fällen stehe das Arbeitsverhältnis kurz vor dem Ende. Die Situation in den Software-Häusern habe sich der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung entsprechend verändert. Landesweit gebe es derzeit 7.019 arbeitslose EDV-Fachkräfte. Anfang 2001 habe deren Zahl noch bei 5.017 gelegen und sei bis Juni praktisch unverändert gewesen. Seitdem sei ein relativ starker Anstieg zu verzeichnen.

Für den Sprecher des Bundesarbeitsministeriums, Klaus Vater, hat sich die Green-Card-Regelung "dennoch bewährt". "Wenn jetzt einzelne Green-Card-Inhaber arbeitslos geworden sind, dann spricht das nicht gegen das Konzept", meinte er gegenüber dpa. Grund sei vielmehr "die schwache Konjunktur". Ähnlich hatte bereits Ende November die Gesellschaft für Informatik argumentiert, die in Entlassungen auf der einen und Anwerbung ausländischer Fachkräfte auf der anderen Seite keine Widerspruch sah.

Nach einer dpa-Umfrage in den Bundesländern ist allerdings kein grundsätzlicher Trend erkennbar. Dies gilt vor allem für die kleineren Länder mit einer geringen Zahl an ausländischen EDV- Kräften. Der Pressesprecher des Landesarbeitsamtes in Hessen, Karl Brosig, schloss zwar nicht aus, dass in Hessen "einzelne" Green-Card- Besitzer ihren Job verloren haben. Genaue Zahlen konnte er -- wie auch andere Landesarbeitsämter -- nicht nennen.

Von der Arbeitslosigkeit sind nach Wankas Angaben Green-Card- Inhaber in allen Teilen Bayerns betroffen. Auch einige Computer- Fachleute im boomenden München seien inzwischen ohne Job. In manchen Fällen seien die auf ein Jahr befristeten Arbeitsverträge nicht mehr verlängert worden. Es habe aber im Zusammenhang mit der zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Lage von Unternehmen des Neuen Markts auch betriebsbedingte Kündigungen gegeben. Einzelheiten wollte Wanka mit Rücksicht auf den Datenschutz nicht nennen.

Nach seinen Angaben hätten die arbeitslosen Green-Card-Inhaber einen befristeten Anspruch auf Arbeitslosengeld. Die Arbeitsämter würden sich um die Vermittlung an andere Unternehmen bemühen. Dies sei aber angesichts der jetzigen Arbeitsmarktlage nicht einfach. Es habe sich auch gezeigt, dass angeworbene Kräfte nicht immer die Leistung brachten, die man von ihnen erwartet hatte, sagte Wanka. (jk)