Per Armbanduhr tragbaren Computer bedienen

Jun Rekimoto vom Sony Computer Science Laboratory hat auf dem 5. Annual Wearable Computing Symposium eine Gesten-Armbanduhr vorgestellt.

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Von
  • Andreas Grote

Der Computertechniker Jun Rekimoto vom Sony Computer Science Laboratory in Tokio hat auf dem 5. Annual Wearable Computing Symposium in ZĂĽrich die von ihm entwickelte GestureWrist (Gesten-Armbanduhr) vorgestellt.

Die normal am Handgelenk zu tragende Uhr besitzt im Armband Sensoren, die die Armbewegungen des Trägers erkennen und ob sich dessen Hand öffnet oder schließt. Diese Informationen werden an einen "wearable computer" weitergeleitet, dessen Bildschirm der Nutzer beispielsweise über eine spezielle Brille betrachten kann. Um einen solchen tragbaren Computer zu bedienen, stand bislang nur eine am Handgelenk zu befestigende Tastatur oder eine mit dem Finger zu bedienende Maus zur Verfügung. Mit Rekimotos GestureWrist lässt sich nun der Mauszeiger auf dem Bildschirm durch entsprechende Bewegungen mit dem Arm steuern, Icons können durch das Öffnen und Schließen der Hand angeklickt werden. Um die Stellung der Hand zu erkennen, misst der Computerwissenschaftler den Umfang des Handgelenks mittels zweier Elektroden, die er gegenüberliegend im Armband platziert hat und kann so erkennen, ob die Hand geschlossen oder geöffnet ist, da sich die Muskeln anspannen und die Sehnen strecken, wenn sich die Hand zur Faust ballt oder die Finger gestreckt sind.

"Wenn tragbare Computer irgendwann einmal zum täglichen Leben dazugehören werden, dann sind die momentanen Bedienungsmöglichkeiten zu schwierig zu benutzen", meinte Rekimoto gegenüber dem Wissenschaftsmagazin NewScientist. "In Zukunft sollten daher die Bedienungselemente so unsichtbar wie möglich sein, um auch die soziale Akzeptanz von tragbaren Computern zu erhöhen". GestureWrist benutzt einen so genannten Tilt-(Kipp)Sensor, der auf dem Armband direkt neben der Uhr sitzt und die Richtung und die Geschwindigkeit der Armbewegungen misst. Diese Art Sensor ist bereits länger bekannt und wird in verschiedensten Geräten bereits kommerziell eingesetzt. Auch Rekimoto hatte bereits 1996 einen Tilt-Sensor in einen Palm-Handheld eingebaut – durch Kippen des Gerätes in eine bestimmte Richtung ließ sich der Mauszeiger auf dem Bildschirm bewegen und ein Knopf an der Gehäuseseite diente zum Klicken, sodass weder Stift noch Tastatur zur Bedienung nötig waren, solange nichts geschrieben wurde.

Noch kann der nun vorgestellte Prototyp nur erkennen, ob die Finger ausgestreckt sind und reagiert nur auf einige Armbewegungen. Rekimoto ist aber überzeugt, dass ein sensibleres System aus mehreren Elektroden auch andere Handstellungen erkennen könnte. Sein Kollege Andy Ward vom AT&T-Forschungslabor im englischen Cambridge, der sich ebenso mit tragbaren Computern beschäftigt, reagierte auf die Demonstration der GestureWrist dagegen etwas zurückhaltend. Zwar sei Rekimotos Lösung eine neue Idee, doch habe er so seine Zweifel an der Nützlichkeit des Systems. Spätestens dann, wenn komplexere Handbewegungen die normale Bewegungsfreiheit einengten, würde dies potenzielle Kunden abschrecken. (Andreas Grote) / (jk)