"Das Experiment" neu aufgelegt -- live im Fernsehen
Beim "Stanford Prison Experiment" übernahmen in einem simulierten Gefängnis einzelne Teilnehmer -- zufällig ausgesucht -- die Rolle von Wärtern oder Gefangenen.
Manch einer wird sich noch an den Film Das Experiment erinnern, der im Frühjahr in den deutschen Kinos lief: Eine Gruppe von Studenten wird über Wochen in ein simuliertes Gefängnis gesteckt, wobei die einzelnen Teilnehmer -- rein zufällig ausgesucht -- die Rolle von Wärtern oder Gefangenen übernehmen müssen.
Wer sich, vielleicht durch diesen Film ausgelöst, für Psychologie interessiert, wird wissen, dass hinter dem Film-Experiment ein reales sozialpssychologisches Experiment steckt, das der amerikanischen Psychologe Philip G. Zimbardo 1971 durchführte. Mit dem Stanford Prison Experiment wollte Zimbardo testen, inwieweit das Verhalten von Personen durch Situation und soziale Rolle bestimmt wird. Das Experiment war damals zwar nicht ganz so gewalttätig ausgegangen wie im Film, musste aber dennoch wegen Ausschreitungen der "Wärter" gegenüber den "Gefangenen" abgebrochen werden -- angeblich auf Drängen einer Assistentin Zimbardos.
Nun wollen laut Science zwei britische Psychologen, Stephen Reicher von der Universität St. Andrews und Alex Haslam von der Universität Exeter, das Zimbardo-Experiment vor laufenden BBC-Kameras wiederholen. Einige Abwandlungen gegenüber dem originalen Versuchsaufbau sollen verhindern, dass es dabei zu Ausschreitungen kommt. So wollen die Forscher kein Gefängnis simulieren, sondern eine ähnliche Situation, die nicht so anfälllig für direkte Gewalttätigkeiten ist. Stephen Reicher betont, dass dabei die Wissenschaft im Vordergrund steht: "Wir wollen untersuchen, wie soziale Systeme funktionieren." Ein Studio in Los Angeles wird zurzeit gerade entsprechend vorbereitet; die Probanden will man noch vor Weihnachten suchen. (odi)