Chello will bei Breitband-Internet der Telekom Konkurrenz machen

Der Breitband-Anbieter Chello will der Deutschen Telekom bei schnellen Internetzugängen Konkurrenz machen.

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Der Breitband-Anbieter Chello will der Deutschen Telekom bei schnellen Internetzugängen Konkurrenz machen. Das kündigte der Geschäftsführer von Chello Deutschland, Ulrich Neuert, heute auf der Konferenz BerlinBeta Version 2001 in Berlin an. Das High-Speed-Internet über Kabel soll vom ersten Quartal 2002 an hierzulande in ersten Regionen angeboten werden und zwischen 40 und 50 Euro kosten. Das entspricht in etwa dem Preis des T-DSL-Flatrate-Angebots der Telekom, wenn man die Anschlussgebühren dazurechnet. Bei der Geschwindigkeit werde das Kabel bei T-DSL "zumindest mithalten", vermutlich aber schneller sein. Die Bandbreite werde zunächst zwischen 1 Megabit pro Sekunde und 256 Kilobit pro Sekunde liegen. Die genauen Geschwindigkeiten würden die Netzbetreiber selbst festlegen.

Dass die Telekom bereits Ende des Jahres 2,6 Millionen Kunden an DSL angeschlossen haben will, bereits heute einen großen Vorsprung beim Breitband-Netz erreicht hat und die Geschwindigkeiten im Rahmen neuer DSL-Angebote für Privatkunden auf 1,5 MBit/s ausbaut, hindert Neubert nicht daran, das Kabel als Königsweg zum Kunden zu sehen. 24 Millionen Haushalte könnten in Deutschland in den nächsten zwei bis drei Jahren über die nötigen Infrastrukturen verfügen, was allein aufgrund der Masse eine "Riesenchance" darstelle. Der Internetzugang per Kabel und über den Fernseher als Endgerät werde zusammen mit Telediensten "sukzessive zum Massenmarkt" wachsen. Schließlich wolle in Zukunft auch die Oma mit ihrem Enkel per E-Mail kommunizieren, auch wenn zuerst die jüngeren Familienmitglieder, die schon heute eine gewisse Affinität zum Internet und zu Gadgets haben, die neuen Dienste nutzen würden. Den PC über DSL fürs klassische Broadcasting einzusetzen, mache zudem aufgrund des eher auf kurzfristige Streaming-Angebote ausgerichteten Übertragungswegs wirtschaftlich keinen Sinn.

Insgesamt glaubt Neubert, dass die seit Jahren versprochene interaktive Fernsehwelt mit dem Ausbau der Kabelinfrastrukturen durch die neuen Bosse Wirklichkeit wird. "Zukünftig wird ein Gerät für alle Komponenten wie Internet, Telefonie, Fernsehen, Video oder Games zuständig sein und das Kabel wird die Schnittstelle dafür", sagte der Chello-Manager. Das gesamte Bouquet werde sogar billiger sein als heute. Während der Durchschnittshaushalt für Kabelgebühren, Internet-Anschluss, Video-Ausleihen und Games momentan rund 280 Mark ausgebe, rechnet Neubert mit einem Preis von rund 120 Euro für den All-in-one-Service übers Kabel.

Um seine Breitband-Dienste zum Kunden zu bringen, ist Chello auf Kooperationen mit den neuen Strippenziehern beim Kabel angewiesen. Über konkrete Pläne für Allianzen hält sich Neubert noch bedeckt, da die Verkäufe der Kabelnetze noch nicht ganz abgeschlossen sind. Die Mutter von Chello, die niederländische United Pan-Europe Communications (UPC), ist zwar bislang Europas größter Kabelnetzbetreiber, hat aber noch kein direktes Standbein auf dem deutschen Markt. Die geplante Fusion mit der Mainzer PrimaCom wurde gerade verschoben. Neubert rechnet allerdings spätestens im nächsten Jahr zumindest mit Kooperationen mit PrimaCom, die in Berlin und anderen östlichen Bundesländern rund 1 Million Kabelfernsehkunden hat. Daneben gab es kürzlich aber auch Gerüchte, denen zufolge Liberty Media, einer der drei Großen im zukünftigen Kabelbetreibermarkt in Deutschland, PrimaCom übernehmen möchte. (Stefan Krempl) / (wst)