Das Web, die Sprache und die Fehler

Nach Ansicht eines britischen Wissenschaftlers fördert das Internet sprachliche Fähigkeiten und die Toleranz bei Fehlern.

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Von
  • Egbert Meyer

Das Internet hat den Austausch von Informationen revolutioniert. Seine größten Erfolge feiert es aber bei der Entwicklung der Sprache. Diese These vertritt der walisische Sprachwissenschaftler David Crystal, Autor der Cambridge Encyclopedia of the English Language, in seinem neuen Buch "Language and the Internet" (Cambridge University Press, 2001).

Das Web produziere nicht etwa eine Generation von Analphabeten, wie ein flüchtiger Blick auf einige E-Mails und Forenbeiträge nahe lege, sondern ermögliche es Lesern, eine breite Auswahl neuer Schreibstile "für die unterschiedlichsten Gelegenheiten" kennen zu lernen, schreibt Crystal. Die Sprache im Web entwickle sich vielfältig in alle denkbaren Richtungen. So seien Abkürzungen wie ruok (are you OK?) und cul8r (see you later) nicht etwa der Tod der Grammatik, sondern Bestandteil eines neuen Kommunikations-Repertoires, wie es "in der Geschichte der Menschheit nur selten mit dieser Kraft aufgetaucht ist".

"Das Internet wird in Zukunft wohl die wichtigste Kommunikationsplattform fĂĽr uns Menschen sein", erwartet der Autor. Und diese Plattform sei ĂĽberaus fehlertolerant. Wenn er, Crystal, die Interpunktion in einer E-Mail weglasse, so heiĂźe es in der Regel, "Crystal ist in Eile". Niemand unterstelle ihm aber, er beherrsche die Regeln nicht.

Zudem biete das Web Kommunikationsbedingungen, die außerhalb kaum noch anzutreffen sind. So könne man sich mit zwanzig oder mehr Teilnehmern stundenlang und ohne Pause in einem Chat-Raum unterhalten, so Crystal weiter. "Versuchen Sie das einmal auf einer Cocktail-Party". (em)