Public Space Invaders oder Das Hacken der neuen öffentlichen Räume

"Go public" ist die Devise der "transmediale.02" in Berlin.

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Wie sich die neuen öffentlichen Räume des digitalen Zeitalters gestalten und besetzen lassen, will die am Rande der Berlinale noch bis zum 10. Februar laufende transmediale.02 aufzeigen. "Go public!" lautet die Aufforderung des Konferenz, Clubbing, Performances und Kunstausstellung vereinenden Events, das sich in den 15 Jahren seines Bestehens vom Video- zum "internationalen Medienkunst-Festival" entwickelt hat.

Gefragt waren die "Public Spaces Invaders", die Schnittstellen zwischen Telekommunikation, Informationstechnik und Öffentlichkeit herstellen. Vorbildlich seien etwa die Hacker vom Chaos Computer Club gewesen, die zu ihrem 20. Geburtstag im vergangenen Herbst die 13-stöckige Fensterfassade des "Haus des Lehrers" am Berliner Alexanderplatz mit Blinkenlights in einen riesigen Bildschirm verwandelt haben, an dem sich Pong spielen ließ oder "Liebesbotschaften" eingegeben werden konnten.

Auch mit Desinformation lässt sich die öffentliche Sphäre unterwandern. Fälschungen von Websites werden daher von Aktivisten und Künstlern schon länger für ihre Zwecke eingesetzt. Auf der transmediale war so etwa auch "Andreas Bichlbauer" von den legendären "Yes Men", die durch ihre im Design der offiziellen Website der World Trade Organisation gehaltene Site www.gatt.org bekannt geworden sind. Damit das Fälschen von Websites offizieller Organisationen und Persönlichkeiten zum Kinderspiel wird, hat die Gruppe mit dem Reamweaver einen "fake homepage generator" zur kostenlosen Nutzung bereit gestellt.

Wie gut die gezielte Medienmanipulation selbst mit den haarsträubendsten Mitteln funktioniert, bewiesen die Yes Men gleich am "lebenden Objekt" in Berlin. Zur feierlichen Eröffnung des Medienfestivals am Dienstag trat einer ihrer Abgesandten als "Randall M. Packer", seines Zeichens US-Minister für Kunst und Technologie, auf und schwärmte von der großen Macht der Virtualisierung. Medien wie Spiegel Online fielen prompt auf die plumpe Fälschung rein, ohne sich auch nur kurz der Tatsache zu vergewissern, dass es einen solchen Minister im Bush-Kabinett überhaupt nicht gibt und ein solcher Titel auch zuvor in der amerikanischen Geschichte wohl noch nie existierte.

Mehr in Telepolis: Public Spaces Invaders. (Stefan Krempl) (fr)