Computex

Roboterwettbewerb: "Stevie" verblüfft das Publikum

Am ersten Wettbewerbstag schaffte es eine eher einfach aufgebaute "blinde" Konstruktion, die "Putzbot"-Aufgabe komplett in einer beachtlich kurzen Zeit zu lösen.

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Am heutigen ersten Tag des c't-Roboterwettbewerbs auf der Münchner Systems sorgte eine verhältnismäßig einfach aufgebaute Konstruktion auf Lego-"MindStorms"-Grundlage für eine handfeste Überraschung: Der gut fußballgroße Roboter, der ohne jegliche Kamerasensoren auskommt und daher von seinen Schöpfern scherzhaft "Stevie Wonder" genannt wird, löste im zweiten Durchgang die "Putzbot"-Aufgabe komplett in nur sechs Minuten und 24 Sekunden. Im ersten Durchgang hatte er eines der zu transportierenden Müllobjekte irrtümlich aus dem Zielraum herausgeschafft, und im dritten Durchgang fuhr er auf ein hölzernen Müllobjekt des "Zigarettenschachtel"-Typs regelrecht hinauf, wodurch seine Antriebsketten den Bodenkontakt verloren. Gewertet wird nach den Wettbewerbsregeln der beste, also der zweite Durchgang. Erstaunlich ist "Stevies" Erfolg vor allem deshalb, weil dieser im Vergleich zu anderen Konstruktionen des Wettbewerbs wirklich simpel aufgebaute Roboter mit fast traumwandlerischer Sicherheit die roten Dosen und Holzquader, die als Müllobjekte dienen, in den blauen "Recycling-Bereich" des Parcours schaufelte. Das Konstruktionsteam um Wolfgang Lang aus Rötenbach sah zunächst Probleme in Zusammenhang mit den schachtelgroßen Holzobjekten: Die "Stevie"-Schöpfer hatten mit echten Zigarettenschachteln gerechnet und ihren Roboter auf solche eher wenig strapazierfähigen Leichtgewichte ausgerichtet. Zwei Haargummis, die die Konstrukteure sich von einer Mitarbeiterin aus dem Team des Heise-Stands ausborgten, halfen dann jedoch, die Mechanik "Stevies" entsprechend anzupassen.

Die übrigen Kandidaten dieses ersten Wettbewerbstages mussten mehr oder weniger starke Enttäuschungen wegstecken: Wolfgang Draxingers auf fischertechnik Computing beruhender "Mr. Proper" litt unter durchgebrannten Leistungstransistoren, sodass der Schüler sich gezwungen sah, auf die eigentlich trickreich gestaltete Einsammelmechanik seines Roboters zu verzichten und stattdessen Konzept und Software komplett auf eine reine Schubtechnik umzustellen. Da einige angemeldete Teilnehmer nicht erschienen, konnten die Wettbewerbsbetreuer ihm sogar eine gewisse Zeit zum Umstricken seines Programms gewähren, aber am Schluss mochte "Mr. Proper" sich gar nicht mehr beziehungsweise nur noch auf manuellen Befehl hin in Bewegung setzen, sodass Draxinger schweren Herzens aufgeben musste.

Etwas mehr Erfolg war dem Team von Metavox aus Meerbusch beschieden: Ihr auf selbst konstruierter Plattform aufgebauter, mit Schwenkklappen ausgestatter "Metabot" zeigte zwar eine rührende Neigung, Wände zu umarmen, konnte aber zumindest einen Teil der Aufgabe bewältigen. Er fand in den beiden ersten Durchgängen zunächst nicht aus dem ihm zugewiesenen Startraum heraus. Um unter denjenigen Robotern, die den Zielraum nicht von selbst finden, zumindest noch eine Unterbewertung zu ermöglichen, ließen die Wettbewerbsbetreuer den mit einem Kameraauge ausgerüsteten "Metabot" im dritten Durchgang direkt am Eingang des Zielraums starten, woraufhin er immerhin fünf von sechs Müllobjekten in die Recyclingzone schaffte. Um seine Bewegungsrichtung der Wahl zu finden, dreht der Roboter sich in kleinen Schritten und versucht dabei, Entfernungen abzuschätzen. Anschließend braust er mit ziemlich heftigem Tempo in die Richtung mit dem vermeintlich weitesten freien Raum. Dabei landete er mehrere Male an Wänden oder Ecken. Das Konstruktionsteam um Christian Winkgen nahm die Orientierungsschwächen des rollenden Rasers gelassen: "Metabot" sei eher aus Spaß an der Sache entstanden, und möglicherweise habe er einfach Schwierigkeiten, die Farben, die er hier sehe, korrekt zu unterscheiden.

Der Wettbewerb läuft weiter. Im Moment steht "Stevie" nicht nur in der offensichtlichen Gunst des Standpublikums, sondern auch im Ranking der bisherigen Ergebnisse ganz oben. Noch ist jedoch alles offen: Sofern alle Teilnehmer, die noch Termine zugeordnet bekommen haben, auch erscheinen, stehen noch 33 Vorführungen an. Heute sind von den vorgesehenen Kandidaten allerdings drei ohne Abmeldung nicht aufgetaucht, insofern kann man nicht mit Sicherheit voraussagen, wie es in den kommenden Tagen aussehen wird. Sicher ist nur, dass es spannend bleibt. (psz)