Hochzeit der Autobörsen
Beim Zusammenschluss von AutoScout24 und FairCar entsteht der größte Online-Marktplatz für Fahrzeuge aller Art in Deutschland und Europa.
AutoScout24 und FairCar werden eins: Das haben die beiden Betreiber, die Scout24-Gruppe und die DEKRA AG, beschlossen. Mit rund 600 000 Fahrzeugen entsteht so der größte Online-Marktplatz für Fahrzeuge aller Art in Deutschland und Europa.
Die DEKRA AG bringt im Rahmen des Deals ihre Internet-Fahrzeugbörse FairCar in die AutoScout24 GmbH ein. Das Stuttgarter Traditionsunternehmen erhält im Gegenzug eine Beteiligung von bis zu 22 Prozent an der AutoScout24-Gruppe. Das Hamburger Medienunternehmen Gruner + Jahr, als Mitgesellschafter bisher zu 50 Prozent an FairCar beteiligt, zieht sich zuvor aus dem Unternehmen zurück.
Zunächst wollen die Partner die beiden bestehenden Plattformen unabhängig voneinander weiter betreiben. AutoScout24 betreibt künftig das komplette Marketing und stellt die Technik; den Vertrieb übernehmen AutoScout24 und DEKRA. Den FairCar-Kunden werde ein attraktives Angebot zur Einstellung ihrer Fahrzeuge auch bei AutoScout24 unterbreitet.
Der Zusammenschluss vollzieht sich vor einem schlechten Klima für den Autohandel im Netz, denn beim Autokauf spielt das Internet bislang kaum eine Rolle. In Deutschland wurden in diesem Jahr nur 50 000 PKW online verkauft -- das sind 1,6 Prozent der Gesamtverkäufe. Dies ergab eine Untersuchung, die das Marktforschungsinstitut Gartner Group im Auftrag der Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst & Young durchgeführt hat.
Wichtigste Hemmschwelle bei der Online-Bestellung sei, dass sich der Standort des Internethändlers oft zu weit weg vom Kunden befinde, teilten die Marktforscher mit. Zudem scheuen sich demnach die Verbraucher, per Datenleitung zu bezahlen. Nicht zuletzt haben sie Angst, dass ihre persönlichen Angaben missbraucht werden könnten.
Gartner hatte für die Untersuchung 8000 Verbraucher, 800 Autohändler und führende Autohersteller in zehn Ländern befragt. In Italien gab es laut der Studie bislang keine einzige Bestellung per Computer. Selbst bei den technikbegeisterten Japanern kaufen nur fünf Prozent einen Wagen per Mausklick. Bei der Informationsbeschaffung vor dem Kauf dagegen nutzen die Verbraucher das World Wide Web. Es steht als Informationsquelle an siebter Stelle, knapp vor Anzeigen in Zeitungen oder Zeitschriften. Am wichtigsten seien jedoch Testfahrten, Besuche bei Händlern oder Empfehlungen von Freunden.
Hier gab es deutliche Unterschiede in einzelnen Ländern. In Japan gaben 36,5 Prozent der Verbraucher an, dass sie per Computer nach Informationen vor dem Pkw-Kauf suchen, in Frankreich waren es nur zwei Prozent. Deutschland liegt mit 12,2 Prozent im Mittelfeld. (jo)