Jetzt ist BMW geWAPpnet

BMW stellte in München zum Produktionsstart seines neuen Flaggschiffes, des "7ers", die Online-Dienste für den Wagen vor. Mit dem "ConnectedDrive" genannten Service wird es beispielsweise per integriertem WAP-Zugang möglich sein, während der Fahrt die nächstgelegene Apotheke zu finden und sich dorthin navigieren zu lassen. Dazu sendet das Auto seinen via GPS ermittelten Standort an das von Vodaphone Passo betriebene BMW-Portal. Ein Branchensuchdienst des Portals antwortet online mit geokodierten Suchergebnissen, die sich per Klick auf den integrierten Joystick direkt ins Navigationssystem des 7ers einspeisen lassen.

Das System erwies sich im Praxistest als stabil und alltagstauglich, auch wenn der nicht besonders geschwindigkeitserprobte c’t-Redakteur Probleme damit hatte, bei Tempo 200 den Blick von der Straße auf das in der Mittelkonsole integrierte Display zu lenken. Die empfangsstarke, in der Karosserie integrierte Antenne sorgte zumindest auch bei hohem Tempo für eine stabile GSM-Verbindung. Gelegentliche Funklöcher konnte jedoch auch sie nicht kompensieren.

Weil die Ortung des Wagens nicht via GSM, sondern über den GPS-Empfänger geschieht, kann das Portal wesentlich präzisere Informationen liefern, als dies bei herkömmlichen Location-Based-Services, etwa für WAP-Handys, möglich ist. Im Frühjahr 2002 will BMW diesen Vorteil nutzen, indem man auf dem Portal eine Online-Suche nach freien Parkhausplätzen in der nächsten Umgebung integrieren wird.

BMW-Sprecher Tobias Nicke betonte, dass BMW keineswegs "das Internet ins Auto holen" wolle. Es gehe hier lediglich um "maßgeschneiderte internetbasierte Dienste". Man habe das WAP-Portal bewußt abgeschottet, der Fahrer kann also stets nur auf die BMW-Dienste zugreifen. Zum Verkaufsstart bietet BMW hier einen E-Mail-Zugang, ein Adressbuch, die besagte Branchenauskunft, einen dpa-Nachrichtenticker, personalisierte Wirtschaftsinformationen von Wallstreet online sowie Cityguides und Reiseinfos von Vodaphone Passo an.

Eine BMW-Kooperation mit Egisys ermöglicht dem Fahrer außerdem, online ein Satellitenbild vom jeweiligen Standort aufs Display zu zaubern. Der Fahrer wird das Portal am PC nach seinen Präferenzen einstellen können. Auch per WAP-Handy kann er auf die Informationen zugreifen, allerdings nicht auf die ortsbezogenen Dienste.

Die 7er-Kunden wird der Spaß einiges kosten: Die Sonderausstattung für den Online-Zugang schlägt mit 500 Euro zu Buche, der Zugang zum Portal kostet im ersten Jahr 420 Euro, danach 175 Euro pro Jahr. Hinzu kommen dann noch die Mobilfunkgebühren des Fahrers, denn für den Zugang muss er seine eigene GSM-Karte nutzen.

Die Reaktionen auf "das erste Auto mit intuitiven Fahrkonzept", wie BMW heute großflächig in Tageszeitungen warb, fielen in der Presse bisher eher durchwachsen aus. Die Münchener Autobauer geben sich deshalb jetzt in gesonderten Veranstaltungen größte Mühe, den alteingesessenen Automobiljournalisten klar zu machen, was ein Joystick ("IDrive") in einer Luxuskarosse zu tun hat, auch wenn dieser vorerst nur zur Steuerung von "Komfortfunktionen" wie Radio, Belüftung oder WAP-Zugang eingesetzt wird. (hob)