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MSN.de führt Konten-Sammeldienst ein (Update)

Microsoft will auf seinem deutschen Portal MSN.de ab 2002 einen so genannten Konten-Aggregations-Dienst für Online-Finanztransaktionen anbieten.

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Microsoft will auf seinem deutschen Portal MSN.de ab 2002 einen so genannten Konten-Aggregations-Dienst für Online-Finanztransaktionen anbieten. Dazu ging die deutsche Niederlassung von Microsoft eine Kooperation mit der Finanzsoftware-Firma Buhl Data ein. Über das MSN-Money-Portal sollen die Nutzer dann ihre gesamten Bankgeschäfte, wie etwa Umsatzabfragen, Überweisungen oder Aktienorders, unter dem Dach und dem einheitlichen Outfit des MSN-Portals abwickeln können. Dabei spiele es keine Rolle, bei welcher Bank sie ihr Konto führen. MSN sei in der Lage, auf die Zugänge von 80 Prozent aller deutschen Finanzdienstleister direkt zuzugreifen. Auf diese Weise sei es einfach, auch über mehrere Konten den Überblick zu behalten.

Dem Kunden werde die Wahl gelassen, ob er seine Geschäfte weiterhin einzeln mit einer PIN/TAN-Kombination abwickeln will, oder ob er seine Daten einem "Datentresor" von Microsoft überlässt. In diesem Fall werden die Daten auf einer Diskette verschlüsselt abgelegt und mit einer Master-PIN versehen. Im Unterschied zu amerikanischen Konten-Aggregations-Diensten greift MSN.de aber nicht auf die Web-Seite der Finanzdienste zu (Screen-Scraping), sondern direkt auf das Rechenzentrum der Partnerdienste.

Auch bei dem neuen Microsoft-Dienst in Deutschland bleiben aber die generellen Schwierigkeiten von Account-Aggregationen: Die Dienste wirtschaften mit Informationen, die von anderen bereitgestellt wurden, in die eigene Tasche (siehe dazu auch Generalschlüssel im Web in Ausgabe 17/2001 von c't). Aus Verbrauchersicht sind schwerwiegende Bedenken gegen die treuhänderische Verwaltung von Online-Konten angebracht: Die Frage der Haftung bei Fehlern oder Problemen etwa ist vollkommen offen. In allen Standardverträgen für EC-Karten und für die Ausgabe von PINs und TANs steht ein Passus in den allgemeinen Geschäftsbedingungen, der es den Kunden untersagt, die Geheimdaten weiterzugeben. Ansonsten geht die Haftung auf den Nutzer über.

Nach Angaben von Buhl Data, Microsofts Kooperationspartner bei dem Dienst, werden in diesem Fall aber keine Konten treuhänderisch verwaltet. Die Kommunikation zwischen Kunde und Bank laufe unabhängig von einer Server-Dienstleistung und werde durch ein offline installiertes Modul und ein Browser-Plug-In auf dem Desktop des Kunden gesteuert. Der Serverdienst stelle lediglich die Oberfläche zur Verfügung. Dementsprechend geht der Banking-Service nach Ansicht von Buhl Data mit allen rechtlichen Anforderungen des ZKA beziehungsweise den AGBs der Banken konform.

Ein zweites Problem aus Verbrauchersicht stellt die mögliche missbräuchliche Nutzung der persönlichen Daten dar. Dass der Account-Aggregation-Anbieter ein umfassendes Bild über die finanziellen Transaktionen seiner Kunden gewinnen kann, liegt in der Natur seines Dienstes. Vor allem bei Kunden mit mehreren Konten und Depots – und gerade diese sind ja Zielgruppe der Anbieter – lassen sich so Daten gewinnen, die eine einzelne Bank nie sammeln könnte. Wenn Account-Aggregation-Anbieter auch noch Versicherungen in ihr Angebot aufnehmen, erhalten sie einen, zumindest im Hinblick auf die finanzielle Situation, gläsernen Kunden. Und für den neuen Dienst auf MSN.de ist natürlich Microsofts Passport Voraussetzung, das auch unter Verbraucherschützern umstritten ist. (hob/c't) / (jk)