Kein Witz: Wissenschaftler erforschen Humor via Internet

Britische Psychologen wollen mit Hilfe der Online-Gemeinde den lustigsten Witz der Welt finden.

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  • Dörte SaĂźe

Britische Psychologen wollen mit Hilfe der Online-Gemeinde den lustigsten Witz der Welt finden. Jeder Witzbold ist aufgerufen, im Lachlabor, der Homepage des Experiments, seine Lieblingsscherze zu verewigen. Gleichzeitig findet sich dort ein "Laughometer", mit dem sich die Witze der Vor-Surfer bewerten lassen. Das Forscherteam um den Psychologen Richard Wiseman hofft auf zehntausende von Einträgen. Neben dem lustigsten Witz der britischen Inseln oder der ganzen Welt soll die "größte wissenschaftliche Studie" zum Thema auch Antworten auf Forscherfragen ernten. Das Lachlabor ist zudem Teil der landesweiten britischen Jugend-Initiative Science Year.

"Es ist ein Versuch, die Psychologie des Humors zu ergründen", erklärte Wiseman auf dem jährlichen Science Festival der British Association for the Advancement of Science. "Gibt es bestimmte Arten von Witzen, die aus einem bestimmten Land eingereicht werden, und gibt es welche, die man rund um die Welt lustig findet – eine Art Universal-Witz?" Alle Teilnehmer werden auf der Webseite nach Alter, Geschlecht und Nationalität gefragt und sollen einen kurzen Test absolvieren. Dies soll Einblick geben in Unterschiede im Humor von Männern und Frauen, so Wiseman. Oder beantworten helfen, ob sich das Witzverständnis mit dem Alter verändert: "Dies wird die erste Gelegenheit sein, diese Fragen auf naturalistischem Wege zu beantworten, ohne vorgeformte Hypothesen."

Alle vier Wochen werden die laut "Laughometer" besten (und schlechtesten) Witze des Monats verkündet. Nach sechs Wochen wollen die Forscher einige dieser Witze ins Audio-Format übertragen. Ein professioneller Komiker wird die Witze in mehreren Varianten erzählen, so der Plan – mit unterschiedlich langen Pausen zwischen dem Einstieg des Witzes und der Pointe. Wenn im September 2002 der beste Scherz der Welt gefunden ist, soll ein Ausflug in die Hirnforschung das Experiment ergänzen: Mehrere Testpersonen bekommen den besagten Witz erzählt, während die Forscher ihre Hirnaktivität per Magnetresonanzbildgebungsverfahren (MRI) beobachten.

Erst im vergangenen Jahr hatten US-Hirnforscher den "Sitz des Humors" im Hirn ausgemacht: Demnach ist die aktivste Region beim Lesen von Witzen und Betrachten von Cartoons der so genannte ventromediale Frontallobus – ein Bereich des vorderen Hirnlappens, der auch an komplexen Denkprozessen beteiligt ist. Spielten die Forscher um den Radiologen Dean K. Shibata den Testpersonen jedoch "ansteckendes" Gelächter vor, so zentrierte sich die Hirnaktivität auf das so genannte motorische Supplementärfeld. Dieser Bereich ist an der Planung komplexer Bewegungen und an sprachlicher Tätigkeit beteiligt.

Zum Start des Lachlabors haben einige britische Wissenschaftler ihre Lieblingswitze ins Lachlabor gestellt. Gleichzeitig warten auch eine Anzahl computer-generierte Scherze auf die Bewertung durchs Online-Publikum. Das Ergebnis des "Showdowns" soll im Laufe des Freitag verkündet werden. Wiseman hatte ursprünglich die klare Überlegenheit des menschlichen Humors erwartet, "doch seit ich ihre Witze gesehen habe, denke ich, wird es ziemlich eng." (Dörte Saße) / (wst)