Siemens stoppt Gespräche mit Motorola

Siemens und Motorola wollten angeblich im Handy-Bereich zusammenarbeiten; in Bad Hersfeld bangen derweil 160 Mitarbeiter von Siemens um ihre Arbeitsplätze.

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Die Gespräche zwischen Siemens und Motorola über eine Zusammenarbeit im Mobilfunkbereich sind nach einem Bericht des Wall Street Journal ausgesetzt. Dem Bericht nach räumte Vorstandsmitglied Lothar Pauly auf einer Betriebsversammlung ein, dass es Gespräche mit Motorola gegeben habe. Derzeit stünde sein Unternehmen aber in Verhandlungen mit einigen anderen potenziellen Partnern. Mit einem Ergebnis sei nicht vor Ende des Jahres zu rechnen. Siemens-Sprecher Peter Gottal mochte die Meldung nicht kommentieren.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass Siemens den Standort in Bad Hersfeld mit 160 Beschäftigten bis Ende September 2002 schließen will. Dort entwickeln Ingenieure Software für mobile Kommunikation. Das Unternehmen hatte in diesem Jahr mehrfach Entlassungen angekündigt. Zu einer Schließung des Werkes in Bad Hersfeld seien aber noch keine Beschlüsse gefasst worden, hieß es aus dem Unternehmen.

In der Mobilfunk-Sparte ICM, zu der die Abteilungen in Bad Hersfeld gehören, sollen 2.000 Stellen wegfallen, davon laut Siemens rund 1.000 in Deutschland. In den vergangenen Monaten waren bereits wie angekündigt 2.600 Arbeitsplätze im Handybereich gestrichen worden. Der Konzern begründete den Abbau mit der Flaute in der Telekommunikationsbranche und hohen Verlusten.

Die Bad Hersfelder Betriebsratsvorsitzende Christiane Ries zeigte sich nach Bekanntwerden der Pläne verständnislos, zumal noch im Juli Leute eingestellt worden seien. "Wir wären alle arbeitslos in dieser strukturschwachen Region", sagte sie. Rund 50 Mitarbeitern solle zwar ein Arbeitsplatz in Berlin und Stuttgart angeboten werden, aber die Beschäftigten hätten ihre "Wurzeln" in Nordhessen. Der Betriebsrat will nun ein Konzept zur Erhaltung des Standorts erarbeiten. Zu seinen Stärken gehöre etwa die geringe Fluktuation der hoch qualifizierten Mitarbeiter, sagte Ries. Bürgermeister Hartmut Boehmer kündigte an, einen Protestbrief an Siemens zu schreiben. (anw)