E-Commerce ohne Logistik ist "wie ein Herr ohne Unterleib"

Die Logistikbranche zeigt auf ihrem Kongress trotz der Krise Zuversicht ins E-Business.

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  • dpa

Trotz der Krise der New Economy setzt die Logistikbranche weiter auf den elektronischen Geschäftsverkehr. "Das E-Business ist nicht tot. So wie vor zwei Jahren die Euphorie übertrieben war, so ist heute die Skepsis übertrieben", sagte der Vorsitzende der Bundesvereinigung Logistik, Peer Witten, am heutigen Mittwoch zur Eröffnung des Deutschen Logistik Kongresses in Berlin.

Bundeswirtschaftsminister Werner Müller beschrieb die Veränderungen in der Branche: Durch den Internethandel wandelten sich klassische Paketdienste und Speditionen zu modernen E-Logistik-Unternehmen. Künftig umfasse die Lieferkette neben Transportieren, Umschlagen, Lagern und Verpacken auch Leistungen wie Call Center Dienste und Finanzmanagement. Die Unterschiede zu anderen Branchen würden abnehmen und so auch dem Mittelstand neue Chancen bieten. "Potenziale, die sich aus dem E-Business ergeben, lassen sich nur mit einer reibungslosen und vor allem flexiblen Logistik realisieren", sagte Müller. Das Abhängigkeitsverhältnis umschrieb er mit den Worten: "E-Commerce ohne Logistik wäre also – nein keine Dame, sondern in Zeiten der political correctness – ein Herr ohne Unterleib."

Nach Einschätzung von Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Middelhoff werden sich die Auswirkungen des Mediums Internet erst in den kommenden Jahren voll entfalten. Der Internet-Handel werde das Paketvolumen deutlich erhöhen. Hinter dem Klick auf den Bestellkorb im Internet würden sich hochkomplexe Geschäftsabläufe verbergen, so dass viele Unternehmen diesen Bereich auslagern würden.

Die Zunahme der Logistikleistungen haben aber auch auf den Verkehr tief greifende Auswirkungen. Die Transportdistanzen würden angesichts der grenzüberschreitenden Vernetzung länger, sagte Müller. Kleinere Mengen würden transportiert, die Lieferfrequenzen stiegen. "Gleichzeitig kann ein verstärkter Logistikeinsatz zu Vorteilen durch die Bündelung von Transporten führen und so die Verkehrsinfrastruktur entlasten." Noch bis Ende des Jahres werde Verkehrsminister Kurt Bodewig dem Bundeskanzler einen Bericht über die Auswirkungen der Informations- und Kommunikationsbranche auf den Verkehr vorlegen.

Für den prominent besetzten Deutschen Logistik Kongress haben sich mehr als 2.300 Teilnehmer aus 23 Ländern angemeldet – nach Angaben der Veranstalter eine Rekordbeteiligung. Die Veranstaltung dauert bis 19. Oktober. (dpa) / (anw)