Britisches Militär will Manöver-Chat einrichten
Die britische Royal Navy will ihr größtes Militärmanöver seit dem Falkland-Krieg erstmals per Internet-Chat koordinieren.
Die britische Royal Navy will ihr größtes Militärmanöver seit dem Falkland-Krieg, das nächsten Monat vor der Küste von Oman stattfindet, erstmals per Internet-Chat koordinieren. Um sich während der Gefechtsübung namens Saif Sareea II vor Hackerangriffen zu schützen, soll die Online-Diskussion auf einer abgesicherten Intranet-Seite erfolgen. Sicherheitsexperten befürchten, dass die neue Art der militärischen Informationsübermittlung große Risiken birgt. Sie könnte für Hacker trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ein attraktives Angriffsziel sein.
Militärische Chat-Rooms könnten nach Ansicht der britischen Marine eine kostengünstige und praktikable Alternative zum bisherigen Funkverkehr darstellen – insbesondere bei Informationen von geringerer Bedeutung, wie Diskussionen über den Fortschritt einer laufenden militärischen Operation. Besondere Sicherheitsstandards seien nicht geplant, da die ausgetauschten Informationen keiner Geheimhaltung unterlägen. Wichtige Einsatzbefehle des Hauptquartiers würden nach wie vor in verschlüsselter Form über Funk übermittelt. Falls sich der neue Kommunikationsweg bewährt, wollen die Militärs in Zukunft auch in echten Krisenfällen chatten, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.
Sollten Eindringlinge den Informationsaustausch im Chat-Room unterbrechen oder blockieren, könne das vor Oman geplante Manöver trotzdem wie geplant ablaufen, erklärte ein Sprecher der Navy. "Sicher werden mehr Personen als bisher verfolgen können, was dort vor sich geht", sagt Neil Barrett, Sicherheitsfachmann und technischer Leiter der britischen Firma Information Risk Management. Ein viel größeres Risiko sei aber, dass Hacker den gesamten militärischen Informationsaustausch zum Erliegen brächten, in dem sie die Server mit Unmengen von Daten zumüllten.
Die britische Marine setzt dennoch auf Internet-Chats. Wo die Online-Diskussion nächsten Monat vor sich gehen soll, hat das britische Ministry of Defense (MOD) zwar bislang noch nicht enthüllt. Neil Barrett zufolge könnte dafür das XGSI ausersehen sein – ein besonders geschützter Bereich des von der britischen Regierung betriebenen "Government Secure Intranet" (GSI). Über 100.000 Behördenmitarbeiter und 50 verschiedene Regierungsabteilungen inklusive des britischen Verteidigungsministeriums greifen derzeit auf das interne Netz zu, das weltweit eines der größten ist. "Nichts ist vollständig vor Hackern sicher, aber das XGSI wäre schon mal sehr schwierig aufzuspüren", so Barrett.(Almut Bruschke-Reimer) / (wst)