AMD leidet unter Preiskrieg bei Prozessoren

Bereits Anfang Oktober hatte AMD gewarnt, der "aggressive Preiskampf" mit Intel werde zu Verlusten führen: Eine Prognose, die sich nun als nur allzu wahr herausgestellt hat.

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Von
  • Jürgen Kuri

Bereits Anfang Oktober hatte AMD gewarnt, der "aggressive Preiskampf" mit Intel werde zu Verlusten führen: Eine Prognose, die sich nun als nur allzu wahr herausgestellt hat.

Als Netto-Verlust ohne Berücksichtigung von Sonderaufwendungen und Einmalzahlungen verbuchte AMD 97,424 Millionen US-Dollar (28 Cents pro Aktie); damit lag der Konzern ziemlich genau in der Mitte seiner Prognosen von Anfang Oktober, als man noch einen Verlust von 90 Millionen bis 110 Millionen US-Dollar (26 Cents bis 31 Cents je Aktie) prophezeit hatte. Wall-Street-Analysten hatten damals noch mit einem Quartalsverlust von zwölf Cents je Aktie gerechnet. Der Gesamtverlust einschließlich aller Belastungen (89,5 Millionen US-Dollar) betrug im dritten Quartal 186,929 Millionen US-Dollar.

Der AMD-Umsatz sackte gegenüber den vorangegangenen drei Monaten um 22 Prozent auf 766 Millionen US-Dollar ab. AMD hatte im August noch prognostiziert, der Umsatz werde im dritten Quartal um 15 Prozent fallen. Im dritten Quartal des Vorjahrs betrug der Umsatz 1,207 Milliarden US-Dollar.

Gerade bei den PC-Prozessoren sieht AMD eine Hauptursache für die schlechten Geschäfte – und das nicht nur wegen der Konjunkturflaute. "Intel griff auf sehr aggressive Preise und groß angelegte Marketing-Programme zurück. Dies trieb die PC-Prozessoren-Preise in den Marktsegmenten nach unten, in denen wir direkt konkurrieren", erklärte AMD-Konzernchef Jerry Sanders schon bei der Gewinnwarnung vor einigen Tagen. Natürlich bekam auch Hauptkonkurrent Intel den Preiskrieg und die schwächelnde Konjunktur zu spüren und musste mit stark gestutzten Gewinnen leben, rutschte aber nicht in die roten Zahlen.

Immerhin konnte AMD wie zuvor angekündigt die Verkaufszahlen bei den Mikroprozessoren halten: Mehr als 7,7 Millionen Stück gingen über den Tisch des Hauses – allerdings zu im Durchschnitt 20 Prozent niedrigeren Preisen als im Vorquartal. "Unsere Fähigkeit, die Verkaufszahlen von PC-Prozessoren unter den gegenwärtigen Bedingungen wieder zu erreichen, bezeugt die Überlegenheit der Architektur der Athlon- und Duron-Prozessoren von AMD", versuchte Sanders Anleger und Kunden schon Anfang Oktober zu beruhigen. AMD habe es geschafft, in einem sehr schwachen PC-Markt seinen Marktanteil im 22-Prozent-Bereich zu halten, ergänzte Sanders nun bei der Vorstellung der Geschäftszahlen. Dies sei zudem durch die "Anstrengungen unseres Hauptkonkurrenten, unser Vorankommen aufzuhalten", erschwert worden. "Diese Anstrengungen schlugen fehl, da die Performance-Mängel von Computern mit Intels Pentium 4 zunehmend deutlich wurden", konnte sich der AMD-Chef Sticheleien gegen Intel nicht verkneifen.

Der nach Ansicht von AMD durch Intel verursachte Preiskrieg bei CPUs ist aber nicht die einzige Ursache für die Schwierigkeiten bei der Chip-Schmiede: Auch bei den Flash-Speichern, eigentlich einer der großen Gewinnbringer bei AMD, fielen die Verkäufe gegenüber dem zweiten Quartal um 34 Prozent auf 210 Millionen US-Dollar. AMD machte dafür die Schwierigkeiten im Kommunikationssektor und auf dem Handy-Markt verantwortlich.

Den kommenden Monate sieht AMD nicht besonders positiv entgegen: Die Speicher-Verkäufe sollten mindestens auf dem gleichen Niveau bleiben oder aber sogar wieder um bis zu 10 Prozent steigen. Die Verkäufe bei PCs, von denen AMDs CPU-Geschäft abhängig ist, werden aber nach Einschätzung des Konzerns nicht so stark steigen wie sonst zum Jahresende; trotzdem werde der Umsatz mit Prozessoren das gleiche Level wie im dritten Quartal erreichen, bestenfalls um 10 Prozent wachsen. Ein leichter Umsatzzuwachs insgesamt sei daher möglich, der aber nicht reichen werde, die Kosten zu decken; daher erwartet AMD auch im vierten Quartal einen operativen Verlust.

Der Aktienkurs von AMD geriet nach der Vorstellung der Geschäftszahlen weiter unter Druck – und das, nachdem auf Grund der Nachrichten über weitere Milzbrand-Infektionen und der Schließung des US-Repräsentantenhauses wegen der Milzbrand-Gefahr die Nasdaq um über 75 und der Dow Jones um über 151 Punkte nachgegeben hatte. Bis zum Börsenschluss war der AMD-Kurs bereits um fast 8,5 Prozent auf 9,71 US-Dollar gesunken; in den ersten Stunden des nachbörslichen Handels fiel die Aktie weiter bis auf 9,50 US-Dollar. (jk)