Nur Gutes über ehemalige Chefs

US-Unternehmen konzentrieren ihre Spam-Abwehr auf verbitterte E-Mails gefeuerter Angestellter an die ehemaligen Kollegen.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Einige US-Unternehmen fühlen sich durch verbitterte E-Mails gefeuerter Angestellter an die ehemaligen Kollegen beeinträchtigt und ziehen vor Gericht. Im Dezember ergingen Urteile zugunsten der Firmen Intel und Varian, die Massen-Mailings von ihrer Belegschaft fern halten wollen.

Ein kalifornisches Gericht sprach dem Medizingeräte-Hersteller Varian 775.000 US-Dollar Schadenersatz wegen Rufschädigung und Belästigung zu, nachdem zwei ehemalige Angestellte die Firmenleitung der Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung schwangerer Kolleginnen bezichtigt hatten. Die Angeklagten hatten etwa 14.000 Mails auf über 100 Nachrichtenforen verbreitet. Deren Strafverteidiger Michelangelo Delfino sieht das als eine Frage der Meinungsfreiheit: "Unternehmen haben freie Hand, ihre Organisation hochzuloben. Wenn aber ein kleiner Mann wie ich daherkommt und sagt, dass der Chef keine Ahnung hat, wird er erledigt."

Was bei Varian funktioniert hat, führt indes nicht immer zum Erfolg. In Pittsburgh hat das Softwarehaus printCafe kein leichtes Spiel, anonymen Schmäh-Verfassern überhaupt auf die Schliche zu kommen. Für den Anwalt der Software-Firma Terry Budd geht es darum, "die Leute beim Verbreiten gemeiner Lügen zu stoppen". Mehrere Bundesstaatengerichte haben aber schon früher entschieden, dass Nachforschungen nur zulässig sind, wenn eine Firma verleumdet wird oder tatsächlichen Schaden nachweisen kann.

Anders verlief der Prozess gegen den Ex-Intel-Mitarbeiter Ken Hamadi. Er hatte 35.000 Mails an die Belegschaft verschickt, um seinem Ärger über den Chip-Riesen Luft zu machen. Intel bat ihn vergeblich um Unterlassung und zog vor Gericht. Für Intel fielen Hamadis Schreiben nicht unter das Recht der freien Meinungsäußerung, die E-Mails seien lediglich Spam. Der zuständige kalifornische Richter folgte der Argumentation, Hamadis Aktivitäten seien gleichbedeutend mit Hausfriedensbruch.

Die American Civil Liberties Union (ACLU) sieht das freilich ganz anders: Ann Beeson, Anwältin bei den Bürgerrechtlern, erklärt, Firmen wie Intel ließen Hunderte von nicht arbeitsbezogenen E-Mails an ihre Mitarbeiter heran, nur diese eine hätten sie sich herausgepickt. "Das könnte die Beziehungen zwischen jetzigen und früheren Mitarbeitern zunichte machen." (hps)