Kabelausbau in Baden-Württemberg gestartet
In Ludwigsburg hat Kabel Baden-Württemberg alias "ish" mit der mehrere Millionen Mark teuren Aufrüstung des Kabelnetzes zum Multimedianetz begonnen.
In Ludwigsburg hat Kabel Baden-Württemberg alias "ish" mit der mehrere Millionen Mark teuren Aufrüstung des Kabelnetzes zum Multimedianetz begonnen. Nach Nordrhein-Westfalen will das Callahan-Unternehmen nun auch im Ländle -- und zwar bereits im Sommer -- mit ersten Telefonieangeboten die ersten Ludwigsburger Kunden ins interaktive Kabel locken. Für eine Grundgebühr von 12,30 Euro und Gesprächsgebühren ab einem Cent sollen Kunden dann vom Festnetz der Telekom auf Voice-over-IP-Kabeltelefonie umsteigen. Die Internet-Flatrate bei ish kostet 44,90 Euro.
"Wir reden inzwischen bereits von der Praxis," sagte der Geschäftsführer der Kabel Baden-Württemberg, Johannes Janssen. Christoph Palmer, Minister im Staatsministerium in Baden-Württemberg, sagte bei der gemeinsamen Pressekonferenz, er sei froh, dass den langen Diskussionen um den Kabelverkauf nun endlich Taten folgten. Palmers Hoffnung, dass auch Schwarzwaldtäler, Oberschwaben und der Odenwald bald über Auffahrten zur Datenautobahn verfügen werden, dämpften die ish-Vertreter allerdings. In den kommenden drei Jahren wollen sie sich zunächst auf die Ballungsräume mit guter Kabelinfrastruktur konzentrieren. Nach Ludwigsburg sollen noch in diesem Jahr nacheinander Mannheim und Stuttgart aufgerüstet werden. Bis Ende 2004, versprach Dieter Hähle, zuständig fürs operative Geschäft des US-Unternehmens in Deutschland, wolle man 2,6 Millionen Haushalte in Baden-Württemberg aufgerüstet haben.
Kunden können sich wie auch in NRW schon bald per Internetdatenbank über den Ausbauzustand ihres Wohngebietes informieren. Überhaupt versprechen die ish-Manager, dass man den Service besonders groß schreiben werde. Damit hofft der neue Kabelanbieter, an dem die Deutsche Telekom noch zu 40 Prozent beteiligt ist, wenigsten einen von drei möglichen Haushalten zum Umsteigen zu bewegen. "Die Telekom wird aber sicher auf dem Telefonmarkt ein dominierender Anbieter bleiben", sagt Janssen. Im Bereich von 10 bis 20 Prozent, so die Hoffnung, könnte der Marktanteil liegen, den man der Telekom abnehmen kann. Um für Kunden attraktiv zu sein, will man an verschiedenen Produktbündeln arbeiten. Allerdings, so Hähle, sei der Markt im Moment noch gar nicht bereit für Produkte wie etwa das digitale TV. Hier experimentiert Callahan etwa noch mit verschiedenen Boxen und will auch, anders als Liberty, bei MHP mitziehen, wenn es so weit ist.
Als eine Bremse für die optimistischen Ausbaupläne von Callahan, der bereits im Kabelgeschäft in Spanien und Belgien aktiv ist, kann sich allerdings weiterhin die Zersplitterung der Netze erweisen. "In Baden-Württemberg gibt es rund 180 Kabelbetreiber," sagte der Präsident der Landesanstalt für Kommunikation (LfK), Thomas Hirschle. Manche der Betreiber haben gerade mal 20 Hausanschlüsse, andere wie die DB-Tochter Telecolumbus mehrere hunderttausend. Callahan hat bereits mehrere dieser kleinen Netze in Baden-Württemberg aufgekauft. Aber man arbeite auch an verschiedenen Modellen, sich gemeinsam mit den kleinen Kabelbetreibern "hinter den Tresen" zu stellen, versicherte Hähle.
Eine Neuordnung kommt mit den neuen Kabelbesitzern wohl auch auf die lokalen und regionalen Rundfunkanbieter zu, sagte Hirschle, die ihre Verbreitungsgebiete den neuen Kabelstrukturen anpassen müssen. Zumindest in diesem Punkt sieht die Landesmedienanstalt auch noch einen gewissen "Moderationsbedarf". Die lokalen und regionalen Sender müssen nach Auffassung der Medienhüter auffindbar bleiben. Vor mehr Regulierung fürs Kabel, die vor allem die Pläne von Liberty ausgelöst wurden, haben allerdings alle neuen Kabelherren bei einer Konferenz in Berlin erst kürzlich gewarnt. (Monika Ermert) / (axv)