Nvidias Rekordeinnahmen überschattet von Behördenärger
Der Hersteller von Grafikchips beendet das vierte Quartal mit einem Rekordgewinn von 73 Millionen US-Dollar und hat wieder die US-Überwachungsbehörde SEC zu Gast.
Mit einem Rekordgewinn von 73 Millionen US-Dollar oder 41 Cents pro Aktie für das vierte Quartal beendete Nvidia sein Geschäftsjahr 2002. Im Vergleich zum vierten Quartal 2001 steigerte die Grafikchipschmiede ihren Umsatz um 129 Prozent von 218,2 auf 499,9 Millionen US-Dollar. Damals hatte der Gewinn 31,1 Millionen US-Dollar oder 19 Cent pro Aktie betragen. Das gute Abschneiden von Nvidia ist nach eigenen Angaben besonders auf den hohen Absatz von Desktop-Computern im Weihnachtsgeschäft und Microsofts Spielekonsole Xbox zurückzuführen, für die Nvidia Chips liefert.
Die andauernde Krise in der IT-Industrie scheint an Nvidia spurlos vorüberzugehen, da die Kalifornier aus Santa Clara auch das gesamte Geschäftsjahr 2002 mit einem dicken Rekordplus abschlossen. Lag der Umsatz für 2001 noch bei 735,3 Millionen US-Dollar, so beträgt er für 2002 1,37 Milliarden US-Dollar, was einer Steigerung von 87 Prozent entspricht. Dabei verdiente Nvidia netto 177,1 Millionen US-Dollar oder 1,04 US-Dollar pro Aktie, verglichen zu 99,9 Millionen US-Dollar oder 63 US-Cents pro Aktie im Jahr zuvor.
Unterdessen steht Nvidia aber durch die Securities and Exchange Commission (SEC) zum wiederholten Male Ärger ins Haus. Die US-Überwachungsbehörde ermittelt seit letztem Monat wegen möglicher Unregelmäßigkeiten bei den Quartalsabrechnungen. Angeblich sollen Reserven im vierten Quartal 2000 und im ersten Quartal 2001 nicht korrekt verbucht worden sein, weiterhin sollen Produktkosten in Höhe von bis zu 3,6 Millionen US-Dollar aus dem ersten Quartal 2001 auf die beiden folgenden verschoben worden sein. Nvidia erklärte, dass in diesem Zusammenhang vermutlich bereits ein ehemaliger Mitarbeiter durch die SEC und dem US-Justizministerium befragt worden sei.
Das Unternehmen kündigte an, die Behörden voll zu unterstützen, wird aber zusammen mit der Anwaltskanzlei Cooley Godward eigene Untersuchungen durchführen. Obwohl Nvidia sich dazu verpflichtet hatte, korrekte Abrechnungen zu liefern, scheint man sich der Sache nicht ganz so sicher zu sein. Notwendige und angemessene Schritte werden eingeleitet, sobald die Ergebnisse der internen Ermittlungen vorliegen, heißt es aus dem Unternehmen.
Mit der jüngsten Intervention der SEC hat Nvidia nun zwei Untersuchungen am Hals. Seit Ende November letzten Jahres ermittelt das SEC gegen 10 Mitarbeiter des Unternehmens wegen illegaler Insidergeschäfte. Gegen vier von ihnen ermittelt die US-Staatsanwaltschaft wegen krimineller Machenschaften. In diesem Falle steht aber nicht das Unternehmen selbst in der Schusslinie.
Ironischerweise scheint Nvidia die jüngst eingeleitete Untersuchung selbst angeschoben zu haben, wenn auch ungewollt. Im Bestreben, bei der Aufklärung der Insidergeschäfte behilflich zu sein, hatte das Unternehmen E-Mails und andere interne Dokumente an die Behörden weitergeleitet. Bei der Auswertung dieses Materials scheinen die Behörden auf Ungereimtheiten bei den Quartalsabrechnungen gestoßen zu sein. (Matthias Holtz, Natalia Pander) / (anw)