Linux-Verband wehrt sich gegen Open-Source-Kritik des VSI

Daniel Riek, Vorstandsmitglied des Linux-Verbandes, weist die Kritik von Rudolf Gallist an Open Source zurück. In einem offenen Brief an Gallist widerspricht er den Argumenten gegen Open Source, die der Vorsitzende des Verbandes der deutschen Softwareindustrie (VSI) im Zusammenhang mit der Debatte um den Einsatz von Linux im Bundestag angeführt hatte.

Open Source, betont Riek, stehe keineswegs in einem prinzipiellen Widerspruch zu den Geschäftsmodellen der deutschen Softwareindustrie, wie Gallist behauptet hatte: Zahlreiche Unternehmen des Linux-Verbandes verfolgten selbst das Modell der proprietären Softwareentwicklung. "Allerdings ziehen sie es vor, dies auf einer freien Betriebssystem-Basis zu tun", erklärt Riek. Bei weiteren Kritikpunkten Gallists (Gewährleistung und Support) stelle sich die Situation bei Open Source nicht schlechter dar als bei proprietärer Software. Anhand von Zitaten aus Microsofts Endanwenderlizenz meint Riek belegen zu können, dass auch kommerzielle Softwareanbieter die Gewährleistung "im größtmöglichen durch das anwendbare Recht gestatteten Umfang" (Microsoft O-Ton) ausschließen. Auch Support für Open-Source-Software sei mittlerweile flächendeckend verfügbar.

Letztlich, lenkt Riek die Diskussion auf ein neues Gleis, gehe es bei der aktuellen Debatte doch gar nicht um die abstrakte Frage "Open Source oder proprietäre Software", sondern ganz konkret darum, ob im Bundestag zukünftig "weiterhin die einseitige Kombination aus Microsoft Betriebssystem, Microsoft Internet-Browser, Microsoft E-Mail-Programm, Microsoft Office-Paket etc." eingesetzt werden solle oder ob "auch Alternativen eine Chance erhalten". In diesem Zusammenhang zeigt sich Riek verwundert über die deutliche Position, die Gallist im Namen des VSI bezieht: Schließlich würden die meisten Mitglieder des VSI derartige Software überhaupt nicht herstellen. (odi)