Chat um 15 Uhr: Streitfall Biometrie
Wie datenschutzverträglich ist der codierte Fingerabdruck im Ausweis? Unter anderem dieser Frage will heute der Chat auf heise online nachgehen.
Durch die anhaltende Debatte um Terrorismusbekämpfung sind biometrische Erfassungssysteme in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Bundesinnenminister Schily will den Personalausweis neben dem Lichtbild und der Unterschrift mit Merkmalen von Fingern, Gesicht oder Händen ausstatten. Auch US-Fluggesellschaften fordern längst die Zwangseinführung von Smart-Cards zur biometrischen Identifizierung ausländischer Fluggäste.
Hierzulande haben Datenschützer für den erkennungsdienstlichen Einsatz der Biometrie wenig Verständnis und befürchten den Aufbau eines Geheimdienststaates. Schilys Anti-Terror-Paket II, so die Datenschutzbeauftragten von 13 Bundesländern, "schießt weit über das Ziel einer angemessenen und zielorientierten Reaktion [...] hinaus". Hinzu kommt, dass Biometriesysteme nach Ansicht von Experten derzeit noch hohe Fehlerquoten aufweisen. Wie zuverlässig und datenschutzverträglich sind codierter Fingerabdruck, Gesichtserkennung und Handgeometrie? Dieser Frage will heute der Chat auf heise online nachgehen.
Auf dem Podium wirken mit: Prof. Dr. Ulrich Goll (FDP), seit Juni 1996 Justizminister in Baden-Württemberg. Er sieht in der "Aufnahme eines codierten Fingerabdrucks in wichtige Ausweisunterlagen keine existenzielle Gefährdung" für die Bürgerrechte. "Wir müssen nach den schrecklichen Terroranschlägen vom 11. September alle Maßnahmen sorgfältig prüfen, die den Schutz der Bevölkerung vor weiteren Anschlägen erhöhen."
Dem will im Chat der Datenschutzexperte Klaus Brunnstein, Professor für Anwendungen der Informatik an der Universität Hamburg, widersprechen. Die Pläne der Bundesregierung und der Länder für die Aufnahme biometrischer Daten in Personalausweise "treffen die Zielgruppe der Terroristen, die keine deutschen Ausweispapiere haben, überhaupt nicht", sagt er. "Es wäre doch beschämend, wenn die Terroristen auch noch erreichen, dass die deutsche Bevölkerung mit diesem Instrument unter Generalverdacht gestellt wird, noch dazu wo erhebliche Zweifel an der vom Bundesverfassungsgericht geforderten Verhältnismäßigkeit der informationstechnischen Maßnahmen bestehen."
Das Podium wird durch iX-Autor Tobias Hager komplettiert. Er ist Account Manager bei der BioID AG und hält den Einsatz biometrischer Kontrollmechanismen "zur Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit" für notwendig. "Hierbei kann die Technologie Biometrie einen wichtigen Beitrag leisten, in dem der Handlungsraum der Bürger nicht beeinträchtigt wird."
Der Chat beginnt heute um 15 Uhr; der Chat-Raum wird bereits eine Stunde vorher geöffnet. Zu dieser Zeit blenden wir auf der [ Homepage] von heise online einen entsprechenden Link ein. Das Protokoll veröffentlichen wir im Anschluss an die Veranstaltung in unserem Chat-Archiv. (em)