Streit um Ăśbersetzung des US-Spiels Civilization 3 eskaliert
Der deutsche Vertrieb Infogrames fordert von Kai Fiebach, Projektleiter der Übersetzung des US-Computerspiels Civilization 3, eine Unterlassungserklärung.
Der Streit um die Übersetzung des US-Spiels Civilization 3 (Civ3) durch Fans des Spiels eskaliert. Die Firma Infogrames, die weltweit die Vertriebsrechte besitzt, hat dem 39-jährigen Projektleiter Kai Fiebach zusätzlich zur einstweiligen Verfügung eine Unterlassungserklärung und eine Anwaltsrechnung in Höhe von über 1.000 Mark zukommen lassen. Die Rechnung hat Infogrames zwar schnell als gegenstandslos bezeichnet, fordert aber weiterhin die Abgabe der Unterlassungserklärung. Fiebach braucht nach eigenen Angaben jedoch mehr Zeit, um sich mit seinem Anwalt über die einzelnen Punkte genau zu beraten.
In der Unterlassungserklärung wird Fiebach vom Anwalt des Unternehmens, Stephan Wiedorfer, dazu aufgefordert, jegliches Bearbeiten des Computerprogramms Civilization 3 zu unterlassen und bisher erstellte 'Bearbeitungen' nicht mehr zu verbreiten. Bei einem Verstoß gegen diese Abmachung müsste Fiebach eine Vertragsstrafe in Höhe von 20.000 Mark zahlen sowie die Anwaltskosten übernehmen.
Zwar könnte Fiebach nach seinen Aussagen diese Forderungen erfüllen -- aber nicht die Bedingung, für weitere auf seiner Übersetzung basierende Dateien zu haften, die Dritte übers Netz verteilen. "Wie soll ich das denn kontrollieren", äußert sich Fiebach verärgert gegenüber heise online.
Zudem ist es nach Ansicht von Fiebach unmöglich, innerhalb der gesetzten Frist seinen Anwalt zu konsultieren. Er ist insbesondere über das Verhalten von Unternehmenssprecher Michael Wetzel verärgert, der ihm zwar zur Anwaltshilfe geraten habe, ihm jedoch dafür keine Verlängerung der nicht näher beschriebenen Frist ermögliche. "Herr Wetzel hat mir sogar geraten, einen Anwalt einzuschalten. Meiner ist derzeit jedoch im Urlaub und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll", beklagt sich Fiebach. Die Forderung, Civilization 3 dürfte nicht durch Dritte übersetzt werden, steht nach Ansicht von Fiebach zudem im krassen Gegensatz zu den Kommentaren und der anfänglichen Hilfe eines Supportmitarbeiters des Civilization-Entwicklers Firaxis. Dieser hatte Fiebach zu Beginn der Übersetzungsarbeiten geholfen und sogar für seine Community-Unterstützung gelobt.
Ebenfalls unter Beschuss geraten sind die Betreiber der nach eigenen Angaben größten deutschsprachigen Civilization-3-Fansite Civ3.de, die selbst auf der Firaxis-Homepage in der Rubrik Fansites geführt wird. Die beiden Betreiber haben ebenfalls eine Unterlassungserklärung erhalten. Fiebach erklärte inzwischen, er respektiere die Entscheidung der Site-Betreiber, die Projekt-Webseite zu löschen und den FTP-Zugang zu sperren.
Infogrames-Sprecher Michael Wetzel versteht zwar die Enttäuschung von Fiebach, will aber trotz der Proteste der Fans nicht vom Kurs abweichen und eine Fristverlängerung gewähren. In einem Gespräch mit heise online machte er deutlich, dass es sich bei dem Spiel um Eigentum von Infogrames handele. Daher komme eine Übersetzung durch Dritte nicht in Frage, zumal Infogrames Deutschland mit nicht unerheblichen Einnahmen beim Verkauf der ab März 2002 erhältlichen deutschen Version von Civ 3 rechne.
Dass die Fans von Civ3 mit dem Verhalten nicht einverstanden sind, zeigen diverse Forenbeiträge auf der Infogrames-Website. Auch die täglich mehr als 200 Mails, die laut Firmensprecher Wetzel täglich das Unternehmen erreichen, machen mehrheitlich ihren Unmut über diese Situation Luft -- teilweise in recht harschen Worten. (daa)