Liberty will neben TV auch Internet- und Telefondienste anbieten
Das US-amerikanische Unternehmen hat sich in einer schriftlichen Stellungnahme beim Bundeskartellamt zur schrittweisen Einführung von Telefondiensten bereit erklärt.
Gerade erst gab sich Liberty-Chef John Malone noch bärbeißig und erwog den Rückzug vom deutschen Kabelmarkt, falls die deutschen Kartellwächter auf den schnellen Einbau von Telefondiensten bestehen würden. Auf dem Papier zeigt sein Unternehmen eine moderatere Haltung: Liberty Media hat sich zum Ausbau des TV-Angebots, eines schnellen Internet-Zugangs und der schrittweisen Einführung von Telefonservices bereit erklärt. In einer umfangreichen Stellungnahme des Unternehmens an das Bundeskartellamt, der dpa vorliegt, wird darüber hinaus auch die Bereitschaft zur Verwendung eines offenen Standards bekundet.
Grundlage des Liberty-Geschäftsmodells sei das dreifache Angebot von TV, Internet und Telefonie, schreibt die Nachrichtenagentur. Erträge im Breitbandgeschäft seien nur zu erwirtschaften, wenn dem Verbraucher alle drei Bereiche aus einer Hand angeboten werden. "In dem Angebot des Dreiklangs von Fernsehen, Telefonservices und schnellem Internetzugang liegt daher der Schlüssel für eine den Erwartungen von Liberty entsprechende Investitionsrendite." Diese Einschätzungen stützten sich auf die Erfahrungen von Liberty in Großbritannien und Japan.
Mit der flächendeckenden Aufrüstung des TV-Kabels auf 510 MHz werde Liberty digitales TV mit mindestes 40 zusätzlichen TV-Kanälen, einem Rückkanal und einem schnellen Internetzugang anbieten. Bereits heute sei es technisch möglich, auch Telefonie beim Ausbau auf 510 MHz anzubieten. Entscheidend sei dabei nicht die Bandbreite. Bislang gingen Experten von dem dazu notwendigen Ausbau auf 862 MHz aus.
Entsprechend käme es mit dem Markteintritt von Liberty zu einer Verstärkung des Wettbewerbs auf drei Märkten: Inhalte (Produktion von TV-Sendungen und Filmen), Pay-TV und Netze (Internetzugang und Telefonie). Liberty wolle danach durch gezielte Anreize und durch Kooperationen mit deutschen Produzenten sowie Fernsehveranstaltern die Schaffung neuer, innovativer Fernsehkanäle (Spartenprogramme, thematische Kanäle, regionale Programme) anregen, die zu Pay-TV-Paketen zusammengestellt werden könnten.
Ferner würde Liberty der einzig starke Anbieter sein, der mit einer eigenen Netz-Infrastruktur der Deutschen Telekom in den Bereichen schneller Internet-Zugang und Telefondienste gegenübertritt. Schließlich heißt es etwas überrachend in der Stellungnahme, das Unternehmen unterstütze ausdrücklich offene Standards. Dies sei aber nicht auf die Verwendung des MHP-Standards beschränkt. Es stehe Liberty frei, "einen anderen offenen Standard auszuwählen, solange das Ziel offener Standards erreicht wird". Bislang hatte sich gerade Malone recht entschieden zumindest gegen MHP ausgesprochen.
Liberty Media hatte im September 2001 sechs regionale Kabelnetze der Deutschen Telekom fĂĽr rund 5,5 Milliarden Euro gekauft. Insgesamt sind rund zehn Millionen Haushalte erreichbar, davon 3,5 Millionen bis zum Endkunden auf der so genannten Netzebene 4. Weiteren Zugang zur Netzebene 4 will Liberty Media durch die Ăśbernahme weiterer Anbieter wie TeleColumbus erhalten. (anw)