Viele Internet-Nutzer wollen unerkannt in einem überwachten Netz surfen

Die Internetgemeinde steckt in einer Entscheidungsklemme zwischen Anonymität und Sicherheit, behauptet eine Studie.

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Zwei Drittel der Internetgemeinde wollen möglichst im Netz anonym unterwegs sein. Gleichzeitig wäre aber die Hälfte von ihnen mit mehr Online-Kontrollen einverstanden, wenn es um die Verhinderung von Straftaten geht. Lediglich 20 Prozent sind strikt gegen Kontrollmaßnahmen. Das sind Ergebnisse der 13. Internet-Studie W3B des Hamburger Marktforschungsunternehmens Fittkau & Maaß. Dafür wurden vom 1. Oktober bis 5. November 96.611 deutschsprachige Internet-Nutzer online schriftlich befragt.

Die Marktforscher sehen die Netznutzer in einer Gewissensklemme: Dem Wunsch nach Anonymität steht das Bedürfnis nach mehr Sicherheit gegenüber. Argumente wie "Jede Bekämpfung von Kriminalität ist gut, unbescholtene Bürger brauchen davor keine Angst zu haben" ziehen vor allem bei Nutzern, die über 50 Jahre alt sind. Sie haben zu 61 Prozent nichts gegen mehr Kontrollen einzuwenden. Bei den jungen Nutzern unter 20 Jahren beträgt dieser Anteil nur ein Drittel. Für die Marktforscher ist bemerkenswert, dass viele Nutzer verschärfte Netzkontrollen auf Kosten ihrer Anonymität akzeptieren oder diesen möglichen Effekt gar nicht erst wahrnehmen: Von den 46 Prozent Befragten, für die Anoymität "sehr wichtig" ist, sprach sich rund die Hälfte für mehr Kontrollen aus.

Bei allen Nutzern gleich ist das gesteigerte Interesse nach den politischen Ereignissen. Rund 73 Prozent der Befragten gaben "Internationale Nachrichten" als ihnen wichtiges Online-Thema an; im Frühjar sagten dies nur 61 Prozent. Bei aller Neugierde auf die weltpolitische Lage hat sich an der Zahlungsbereitschaft der Netznutzer wenig geändert: Für "hochwertige" oder "aktuelle" Nachrichten zu zahlen wären nur 20,2 Prozent bereit, 1,2 Prozentpunkte mehr als vor einem halben Jahr. Der Anteil derjenigen, die kostenpflichtige Nachrichten oder Serviceleistungen rundweg ablehnen, hat sich seit Frühjahr um 1,4 Prozentpunkte auf 51,3 Prozent gesteigert. (anw)