Kommunikationsengpässe im Hochwasser-Katastrophengebiet

Das sächsische Innenministerium ruft dazu auf, Handy-Telefonate in den von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten auf "ein Mindestmaß" zu reduzieren, um die Netze für die Rettungskräfte frei zu halten.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Das sächsische Innenministerium ruft dazu auf, Handy-Telefonate in den von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten auf "ein Mindestmaß" zu reduzieren, damit das Mobilfunknetz für die Rettungskräfte verfügbar bleibt. Immer noch sind mehr als 100.000 Festnetz-Anschlüsse in Sachsen ausgefallen, was das Mobilfunknetz offenbar zusätzlich stark belastet.

Nach Angaben des Lagezentrums im sächsischen Innenministerium hatte die Elbe um 10 Uhr einen Pegel von 9,13 Metern erreicht. Mittlerweile bedroht die Flut auch das Umspannwerk. Um 11 Uhr stand der Pegel dann wieder bei 9,06 Metern -- Experten befürchten jedoch, dass das Wasser bis Samstag noch weiter ansteigen könnte. Normal ist ein Stand von zwei Metern. Die bisherige Rekordmarke war am 31. März 1845 mit 8,77 Metern erreicht worden.

Die Web-Präsenz der Stadt Dresden, www.dresden.de, über die aktuelle Pegelstände, Nachrichten und Telefonnummern veröffentlicht werden, wird wegen des stark erhöhten Datenaufkommens auf www.dresden.com gespiegelt.

Die Betreiber des Anonymisier-Dienstes JAP (Java Anon Proxy) mussten vor der Flut kapitulieren. Sie haben ihren Dienst bis auf weiteres eingestellt. JAP ist an der TU Dresden beheimatet. Da das Hochwasser in die Keller der Universität eingedrungen ist, musste der Strom abgeschaltet werden. Zurzeit lässt sich keine Verbindung zur JAP-Homepage aufbauen. JAP soll frühestens wieder am Montag ans Netz gehen.

JAP ist das Frontend des vom Bundeswirtschaftsminister geförderten Modellprojekts AN.ON. Dieses besteht aus vielen unabhängigen Netzknoten, einer so genannten Mix Proxy Kaskade. Wie herkömmliche Proxies übergeben die in der Mix Proxy Kaskade arbeitenden Rechner die Anfrage eines Nutzers an den Zielserver weiter -- mit der IP-Adresse des Proxies statt der des Anwenders. Zusätzlich verschlüsseln sie der Netzverkehr untereinander.

Der Ministerpräsident von Sachsen ruft unterdessen zu Spenden auf, um den Opfern der Flutkatastrophe in Sachsen zu helfen:

  • Stadtsparkasse Dresden, Konto-Nr.: 348 0351 00, Bankleitzahl 850 551 42, Kennwort: Flutkatastrophe, Empfänger: Freistaat Sachsen
  • Dresdner Bank Dresden, Konto-Nr.: 040 5512 300, Bankleitzahl 850 800 00, Kennwort: Flutkatastrophe, Empfänger: Freistaat Sachsen

Weitere Spendenkonten für die gesamten, von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Gebiete in Europa haben die Hilfsorganisationen eingerichtet:

  • Caritas International, Stichwort: Hochwasser, Bank für Sozialwirtschaft, Bankleitzahl: 660 205 00, Konto-Nr. 202
  • Deutsches Rotes Kreuz, Stichwort: Nachbarn in Not, Bank für Sozialwirtschaft, Bankleitzahl: 370 205 00, Konto-Nr. 41 41 41
  • Diakonisches Werk, Stichwort: Hochwasser, Postbank Stuttgart, Bankleitzahl: 600 100 70, Konto-Nr. 502 707
  • Diakonie-Fluthilfe-Sonderkonto, Ev. Darlehensgenossenschaft, Bankleitzahl: 210 602 37, Konto-Nr. 79 79 79
  • Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V., Stichwort: Hochwasser, Bank für Sozialwirtschaft, Bankleitzahl: 370 205 00, Konto-Nr. 33 66 66
  • Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Stichwort: Hochwasser, Bank für Sozialwirtschaft Köln, Bankleitzahl: 370 205 00, Konto-Nr. 88 88

Frei nach der alten PR-Devise "Tue Gutes und rede darüber" tauchen auch die ersten Firmen auf, die die Hilfe für die Flutopfer mit ein wenig Eigenwerbung verbinden möchten. So will beispielsweise der Internetanbieter Germany by Call die Gebühren jeder Einwahl an diesem Samstag und Sonntag "für die Opfer der Flutkatastrophe in Ost- und Süddeutschland" spenden. Die "komplette Einwahlgebühr von 2,55 Cent" werde an das Deutsche Rote Kreuz zur Unterstützung der Flutopfer gespendet, heißt es in einer heute verbreiteten Presseerklärung.

Um die stark frequentierten Internetpräsenzen aus Sachsen wie www.dresden.de oder www.dresden.com zu entlasten, stellt heise online ein Diskussionsforum zur Verfügung. Dort können sich Interessierte und Betroffene, so sie denn noch Zugang zum Internet haben, auch über die aktuelle Situation, über Anlaufstellen für Hilfsmaßnahmen und mögliche gegenseitige Hilfen austauschen. (wst)