Wissen macht reich, Wissensmanagement nicht

Dem Neustädter Softwarehaus SER, Spezialist für Workflow- und Wissensmanagement-Software, gehen Geld und Kredite aus.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Dem Neustädter Softwarehaus SER, Spezialist für Workflow- und Wissensmanagement-Software, gehen Geld und Kredite aus. Der bislang letzte Schritt, mit dem SER seine Finanzdecke festigen will, ist das Management-Buy-Out des deutschen Geschäftsbereichs unter Bildung der SER Solutions Deutschland GmbH, das heute bekannt gegeben wurde.

Die ebenfalls heute verkündeten Geschäftszahlen für das Jahr 2001 verdeutlichen die Finanzmisere: Hatte Deutschlands fünftgrößtes Softwarehaus im Jahr 2000 aus 185,3 Millionen Euro Umsatz noch 19,7 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet, brachten 2001 149,0 Millionen Euro Umsatz sage und schreibe 163,5 Millionen Euro Verlust. In diesem Defizit sind zwar auch einmalige Ausgaben von 139 Millionen Euro, etwa für aggressive Expansionen in den USA, berücksichtigt, doch dürfte die in der Größenordnung von SER bestätigte Schuldenlast von 37 Millionen Euro auch weiterhin auf die Ertragslage des Softwarehauses drücken. Entsprechend trist spiegelt sich die Lage im Aktienkurs der SER AG wieder: Binnen eines Jahres ging diese Notierung von 16,5 Euro mit dem heutigen Tageskurs auf weniger als 40 Euro-Cent zurück.

Das Management-Buy-Out, mit dem sich im letzten November die schweizerische SER-Niederlassung zur Openinfo AG umformiert hat, konnte die Liquidität des Unternehmens ebenso wenig steigern wie die anschließende Veräußerung von kurz vorher zurückgekauften eigenen Aktien im Wert von 600.000 Euro. Dieser Aktienverkauf war aus rechtlichen Gründen erforderlich, machte sich im Unternehmen aber nur als Realisierung von Verlusten bemerkbar. Weil zur gleichen Zeit auch die Hausbanken Zweifel an der Kreditwürdigkeit der Softwareschmiede entwickelten, musste die SER weitere Haare lassen.

Zum Jahresanfang 2002 trennte sich der Konzern auf Druck der Geldgeber vom Geschäftsbereich SER Banking, von Analysten mitunter als das Tafelsilber des Hauses eingeschätzt. Damit konzentriert sich SER weiter auf das vermeintliche Zukunftsgeschäft Wissensmanagement, das mit der hauseigenen SER Brainware langsam ins öffentliche Bewusstsein vordringt, wie der Testbericht im aktuellen c't-Heft 04/02 belegt. (hps)