Staatsanwaltschaft ermittelt erneut gegen Telekom

Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Deutsche Telekom wegen angeblich falscher Telefonrechnungen. Hintergrund sind die Vorwürfe der Telefonkunden-Gemeinschaft Communitel.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Deutsche Telekom wegen angeblich falscher Telefonrechnungen. Auf Grund zahlreicher Medienberichte sei das Ermittlungsverfahren bereits vor zwei Wochen eingeleitet worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Freitag in Bonn auf Anfrage von dpa und bestätigte damit einen Bericht des Handelsblatt. Es bestehe der Verdacht auf Betrug. Die jetzt anstehenden Prüfungen würden allerdings noch lange Zeit in Anspruch nehmen.

Die Telefonkunden-Gemeinschaft Communitel hatte vor kurzem erneut schwere Vorwürfe gegen die Telekom wegen falscher Rechnungen erhoben. Man habe bei der Analyse von 100 Millionen Datensätzen aus den Jahren 1999 bis 2001 Rechnungsfehler in Höhe von mehreren Millionen Mark zu Lasten der Kunden entdeckt. Communitel legte auch ein Gutachten der Tekit Consult GmbH vor, nach dem rund 20 Prozent der Telekom-Rechnungen um mindestens 20 Prozent zu Gunsten der Telekom falsch ausgestellt seien. Ähnliche Vorwürfe der Firma hatte die Firma bereits im vergangenen Jahr erhoben. Die Telekom wies die Vorwürfe bislang immer zurück, gegen den Gutachter, den Communitel beauftragt hatte, erwirkte der Konzern bereits eine Einstweilige Verfügung: Er darf vorerst seine Behauptungen aus dem Gutachten nicht wiederholen. Nach Angaben der Telekom schuldet Communitel dem Konzern rund 10 Millionen Euro. Bereichsvorstand Albert Aukes von der Festnetzsparte T-Com hatte vor wenigen Tagen den Betrugsvorwurf von Communitel zurückgewiesen. Systematische Fehler seien undenkbar, betonte er. "Unsere Systeme werden mit höchster Sorgfalt von professionellen Firmen gehandhabt. Da kann nicht einer kommen und behaupten, wir rechnen falsch ab."

Communitel-Chef Bernd Stötzel hat nach weiteren Angaben von Aukes von der Telekom Schadensersatz in Höhe von 26 Millionen Euro gefordert und Stillschweigen über diese Vereinbarung verlangt. Auch andere Vorstände und Aufsichtsräte der Telekom seien bedroht worden. Dabei sprach Aukes von Erpressung, berichtet dpa. Pro Jahr erstelle das Unternehmen 450 Millionen Rechnungen. Dabei gingen jeden Monat bei 38 Millionen Rechnungen lediglich 250.000 Reklamationen ein, ein Anteil von 0,5 Prozent. Die größten Fehler entstehen Aukes zufolge bei der Eingabe von Daten wie unter anderem bei einem Tarifwechsel oder bei Änderung des Namen oder der Adresse eines Kunden. Die Telekom warf Communitel schon im vergangenen Jahr vor, selbst an einzelnen Abrechungsproblemen mitschuld zu sein, da der Anbieter auf Basis eines bestimmten Geschäftskunden-Tarifs, der nur bis zu 1.000 Anschlüssen praktikabel sei, ein Wiederverkäufer-Modell aufgesetzt habe. (jk)