Sony Music erwartet EU-konformes Urheberrechtsgesetz für Mitte 2003

Der Deutschland-Chef von Sony Music erwartet erst danach mit einer Verbesserung der Lage der Musikindustrie.

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Von
  • Yassin Hankir
  • dpa

Die Musik-Tochter des japanischen Technologiekonzerns Sony erwartet den deutschen Gesetzesentwurf zur Umsetzung der EU-Urheberschutz-Richtlinie für Mitte 2003. "Erst dann kann eine Verbesserung der Marktlage der Musikindustrie erwartet werden", sagte Sony Music Deutschland-Chef Balthasar Schramm in einem Gespräch auf der Popkomm in Köln. Zwar werde der Entwurf durch "Rangeleien zwischen Lobbyisten der Musik- und Hardware-Industrie" erschwert, allerdings sei eine Einigung dennoch absehbar.

Schramm sagte weiter, dass der Einsatz der sogenannten Digital Rights Management-Software (DRM) der Branche ein differenzierteres Angebot erlauben werde. "Vor allem die Möglichkeit der Preisdifferenzierung für verschiedene Nutzergruppen ist interessant." So könnte künftig digitale Musik zum kostenpflichtigen Download abhängig von der Anzahl und Dauer der Nutzungen beziehungsweise Kopien zu unterschiedlichen Preisen angeboten werden, erklärte Schramm. Wer dabei die DRM-Software entwickle, sei letztlich nicht entscheidend. "Wenn es Microsoft sein sollte, würde sich die Musikbranche deshalb auch nicht in eine größere Abhängigkeit begeben als andere."

In diesem Zusammenhang müsse die Branche gemeinsame Online-Portale entwickeln, die den Nutzern ein umfassendes Musikangebot bieten. "Um mit den illegalen Download-Sites konkurrieren zu können, muss der Kunde auf einer Plattform Musik aller Labels kaufen können und nicht nur die Titel der eines Anbieters", so Schramm. Die Abrechnung des Online-Musikkaufs könne via Telefonrechnung über Internet-Service-Provider erfolgen. "Die Bereitschaft der Internetzugangsanbieter, die Abrechnung zu übernehmen, ist groß, da sie auf diese Weise ihre Portale mit neuen Inhalten aufwerten können.

Die eingeführte Pauschalabgabe auf CD-Brenner und -Rohlinge bezeichnete Schramm als "Armutszeugnis". In Deutschland sei die Möglichkeit, geistiges Eigentum zu schützen, noch immer auf Entwicklungslandniveau. "Die Abgabe war der letzte Notnagel und im Grunde eine Bankrotterklärung, da es nicht geschafft wurde, einen funktionsfähigen Kopierschutz zu entwickeln", sagte Schramm.

Das Musikmedium CD "ist staubig geworden", gestand Schramm ein. Deshalb müssten neue Formate wie beispielsweise eine CD im Mini-Format mit nur zwei enthaltenen Musiktiteln entwickelt werden. "Das sind Taschengeldformate, die für etwa 2,99 Euro angeboten werden können." Außerdem könne auch eine ansprechende Hülle den Besitz einer Original-CD attraktiver werden lassen. "Ziel muss sein, dass die gekaufte CD dem Kunden ein Mehr an Nutzen bringt." Die Entwicklung der Musik-DVD verspreche dagegen ein großes Potenzial. "Die Wachstumsraten sind erfreulich", auch wenn sie auf einer extrem kleinen Basis aufbauen. "Mit der DVD kann es die Branche schaffen, die Verkaufsregalplätze, die wir zunehmend auf Kosten der Filmindustrie verlieren, zumindest zu verteidigen, wenn nicht sogar verlorene Plätze wieder zurück zu gewinnen", hofft Schramm. (Yassin Hankir, dpa) / (anw)