Online-Portale im Spagat zwischen Inhalten und Werbung

Das Internet bietet eine gemeinsame Plattform für verschiedene Mediendarstellungen. Die Frage ist: Was soll ins Angebot der Onlineportale und wie finanziert es sich?

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Von
  • Miriam Tang
  • dpa

Egal ob Ton, Foto, Text oder Film - das Internet bietet eine gemeinsame Plattform für die verschiedene Mediendarstellungen. "Das Internet wird das wichtigste Kommunikationsmedium des 21. Jahrhunderts sein", ist Armin Gellweiler, Chefredakteur des Online-Portals Web.de, überzeugt. Die große Nachfrage nach Online-Informationen zu den terroristischen Anschlägen in den USA am 11. September hätte gezeigt, dass das Internet als Nachrichtenmedium wahrgenommen werde. Firmen wie Web.de hoffen nun auf ein besseres Internetjahr 2002. Dazu loten sie verschiedene Nachrichtendarstellungen und Finanzierungsmöglichkeiten für Internetinhalte aus.

"Grafiken, Videos und Bilder haben heute schon einen hohen Stellenwert, wenn es um die Attraktivität von Webseiten geht", sagte Meinolf Ellers vom Online-Newsservice dpa-infocom auf einer Veranstaltung zu visuellen Inhalten im Netz in Hamburg. Darüber hinaus experimentieren Journalisten mit neuen Darstellungsformen und Techniken, die auch bei niedrigen Übertragungsraten das Vergnügen nicht schmälern. Fotostrecken - nach dem Prinzip eines Daumenkinos verknüpft - können zum Beispiel die Atmosphäre einer Bundestagsdebatte wiedergeben. Tonmitschnitte heben einzelne Redebeiträge heraus. So genannte Panoramen lassen den Nutzer Räume per Mausklick durchstreifen. Weit verbreitet ist bereits die von der Firma Macromedia entworfene Technik Flash, um Animationen aus Grafik und Ton darzustellen. Doch auch Videosequenzen haben mittlerweile einen festen Platz auf Online-Portalen.

Allein die Inhalte könnten jedoch keinen Internetauftritt finanzieren, sagte Gellweiler. Nachrichten seien für Onlineportale jedoch unverzichtbar, um der Werbeindustrie ein gutes redaktionelles Umfeld anzubieten. "Die Werbebudgets werden dem Nutzer ins Internet folgen", ist Gellweiler überzeugt. Neben Onlinewerbung und elektronischem Handel setzt der Chefredakteur auf digitale Dienste. Kunden sollen zahlen für Handy-Klingeltöne, Online-Spiele oder Lotto.

Dass die Werbung nicht alleine ausreicht, um Webangebote dauerhaft zu finanzieren, meint auch Georg Hesse, Geschäftsführer des Internetwerbe-Vermarkters OMS. "Rein werbefinanzierte Medien gibt es nur in regulierten Märkten wie dem privaten Rundfunk in Deutschland", sagte Hesse. In einem dynamischen Markt wie der Onlinebranche sei die ausschließliche Konzentration auf Werbeeinnahmen dagegen kein funktionierendes Geschäftsmodell. Portale müssten auf Mischfinanzierungen setzen. Die gegenwärtig über 500 Online- Werbetreibenden auf dem deutschen Web-Markt könnten nicht alle überleben. Dennoch ist Hesse langfristig optimistisch. "Wir haben es mit einem Milliardenmarkt zu tun", sagte der OMS-Geschäftsführer.

Auf schnelle Übertragungsraten durch Breitbandzugänge muss die Medienbranche laut laut den Marktforschern von Jupiter MMXI noch warten. "Erst im Jahre 2006 wird über ein Drittel der Haushalte über einen Breitbandzugang verfügen", sagte Jupiter-Analyst Dan Stevenson. Bislang gebe es zu wenig interessante Angebote, die den Verbraucher zu höheren Ausgaben verleiten könne. Gegenwärtig ermögliche Breitband über ADSL oder Kabel nur das schnellere Laden von Webseiten. Zu wenig, meint der Analyst. Interessiert seien vor allem junge Leute und Musikfreunde an zusätzlichen Inhalten. (Miriam Tang, dpa) / (anw)