Computer Associates unter Verdacht
Das Software-Unternehmen wehrt sich gegen den Verdacht, unerlaubte Buchungspraktiken angewendet zu haben.
Harte Zeiten für US-amerikanische Buchhalter, nachdem die Finanzpraktiken des Energiehändlers Enron und des Netzwerkausrüsters Cisco sowie einiger anderer Unternehmen ins Fadenkreuz der Ermittler geraten sind. In einer solchen Situation, in der die Nerven der Beteiligten äußerst angespannt sind, reicht dann schon ein in einem Zeitungsbericht geäußerter schwacher Verdacht, um Aktien eines Unternehmens in den Keller zu drücken.
So geschehen jetzt beim Software-Konzern Computer Associates (CA), dessen Aktienkurs an der New Yorker Börse am Mittwoch um 17 Prozent absackte und am Donnerstag gleich noch einmal um 9,6 Prozent auf ein Jahrestief von 18,90 US-Dollar sank. Der Grund war eine Meldung in der US-amerikanischen Zeitung Newsday, nach der die Buchungspraktiken bei CA Gegenstand von Ermittlungen der Börsenaufsicht (SEC) geworden seien. Dabei hieß es in dem Bericht lediglich, dass die Ermittlungen in einem frühen Stadium seien und es noch überhaupt keine Anzeichen dafür gebe, dass CA etwas Unerlaubtes getan habe.
Nun versucht das CA-Management, den Verdacht der Bilanzfälschung loszuwerden und den Schaden zu begrenzen. Finanzchef Ira Zar räumte ein, sein Konzern habe eine Kreditlinie über eine Milliarde US-Dollar mit 600 Millionen US-Dollar in Anspruch genommen, um eine kurzfristigere Schuld zu begleichen, die im Juni 2002 fällig wird. Dies sei eine gängige Praxis der Umschuldung und kein Problem der Zahlungsfähigkeit, das hätte gemeldet werden müssen. CA habe keine Schwierigkeiten mit seiner Liquidität, hieß es in einem zusätzlichen Statement der Firma; netto baue die Firma gerade ihre Schulden ab. Ende Januar haben die Schulden nach Angaben von CA rund 3,6 Milliarden US-Dollar betragen. Seit dem 1. Februar seien davon weitere 200 Millionen US-Dollar abgetragen worden. Man habe bislang in jedem Geschäftsjahr seit 1998 einen Cash Flow von über einer Milliarde US-Dollar generiert, und im gegenwärtige Quartal werde man die höchsten Barmittel seit langem erwirtschaften.
Börsenaufsicht und Wirtschaftsprüfer wurden schon früher auf Computer Associates aufmerksam. Dem Konzern werden unter anderem Preisabsprachen und Rechtsverstöße im Zusammenhang mit der Übernahme der Firma Platinum im Jahr 1999 vorgeworfen. In die Kritik geraten ist das Unternehmen auch durch sein eigenwilliges Buchungssystem, durch das die Bilanzen wesentlich schöner aussehen als nach dem herkömmlichen und allgemein anerkannten System. (anw)