Spiel mit dem Terror

Die Sandia National Laboratories entwickeln eine Simulation, mit der sich Regierungen auf Terror-Anschläge vorbereiten sollen.

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Sie sind Bürgermeister von San Francisco. Aus den Krankenhäusern häufen sich plötzlich Meldungen von Patienten, die unter einer schweren Grippe leiden. Ein Patient soll sogar Symptome einer Milzbrand-Infektion zeigen. Die Zahl der Toten steigt stündlich. Wie reagieren Sie? Informieren Sie die Presse und warnen die Öffentlichkeit vor einem möglichen Anthrax-Anschlag, oder holen Sie noch weitere Informationen ein? Jede Minute ist kostbar und könnte über das Leben Tausender entscheiden. Ein falscher Alarm könnte jedoch eine unnötige Panik auslösen.

Dies ist ein typisches Szenario des Weapons of Mass Destruction Decision Analysis Center, einer Simulation, die derzeit die Sandia National Laboratories entwickeln. Das Programm erinnert an das Computerspiel Sim City -- die Katastrophen-Szenarien sind aber an mögliche Terror-Anschläge angelehnt. Städtische Beamte und Entscheidungsträger sollen so die Konsequenzen ihrer Entscheidungen durchspielen können, um für den Ernstfall besser gewappnet zu sein.

Für Chefentwickler John Vitko vom Sandia Center for Exploratory Systems and Development ist die Simulation ein wichtiges Ausbildungs-Werkzeug. "Es entspricht einem Kriegspiel, was nicht heißt, dass es hier um keine ernste Sache geht", sagt Vitko. Das System ließe sich leicht für die Polizei, Feuerwehr oder die Stadtverwaltung mit ihren speziellen Erfordernissen anpassen. So könne das Programm dazu beitragen, die Folgen möglicher Terror-Anschläge abzumildern, wenn die Verantwortlichen die Folgen ihrer Entscheidungen besser abschätzen können.

Die Sandia Laboratories, die seit 1949 Technologien für die nationale Sicherheit der USA entwickeln, arbeiteten schon lange vor dem 11. September 2001 an der Simulation. Aber erst die Anthrax-Vorfälle Ende vergangenen Jahres unterstrichen die Wichtigkeit eines entsprechenden Trainingsprogramms. Das Programm gibt am Ende der Simulation die möglichen Folgen jeder einzelnen Entscheidung aus. So soll die Testperson sehr genau sehen können, wann der richtige Zeitpunkt gewesen wäre, um die Öffentlichkeit zu informieren und möglichst viele Leben zu retten, ohne dass eine Massen-Panik ausbricht. Entscheidender Punkt wird jedoch für die kommunalen Entscheidungsträger weiterhin sein, welche Informationen sie wann von der CIA, dem FBI und dem neuen Ministerium für Homeland Security erhalten. (hag)