Digitale Wasserzeichen: Unsichtbarer Schutz für Filme und Musikstücke

Mit "digitalen Wasserzeichen" lässt sich jederzeit feststellen, woher ein Film, Foto oder Popsong stammt, der im Internet auftaucht.

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Von
  • Ingo Senft-Werner
  • dpa

"Ich sehe was, was Du nicht siehst" -- dieses Kinderspiel wird in der Computerwelt um eine neue Dimension bereichert. Um das Copyright von Bildern und Musikstücken zu sichern, werden unsichtbare und unhörbare Zusatzinformationen in die Werke eingewoben. Mit diesen "digitalen Wasserzeichen" lässt sich jederzeit feststellen, woher ein Film, Foto oder Popsong stammt, der im Internet auftaucht. Das Fraunhofer Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI) in Darmstadt hat für das Deutsche Rundfunkarchiv in Frankfurt ein System entwickelt, mit dem die 20.000 digitalen Tondokumente markiert werden können. Am heutigen Mittwoch wird es in Frankfurt der Öffentlichkeit vorgestellt.

Bei der Zerlegung der Bilder und Musikstücke während der Digitalisierung entstehen Bitreihen: "In dieser Reihe können wir einen Zahlencode einflechten, ohne die Musik oder das Foto erkennbar zu verändern", erklärt Andreas Lang von der Forschungsgruppe das Verfahren. Dieser Code kann alle erdenklichen Informationen enthalten -- vom Titel des Schlagers bis zur Adresse des Verleihers. Möglich ist auch, bei der Herausgabe des Musikstücks die Zugangsnummer des Ausleihenden einzuarbeiten -- der digitale Fingerabdruck. Falls eine illegale Kopie auftaucht, lässt sich schnell der Urheber ermitteln, allerdings nur von jenen, die über die notwendigen Programme und Schlüsselwörter für das Wasserzeichen verfügen. Neben den festen, möglichst unzerstörbaren Markierungen wird meist auch ein "zerbrechliches" Wasserzeichen angehängt. "Wenn es zerstört ist, ist das der Beweis, dass an dem Original manipuliert wurde", erklärt Lang. "Das kann zum Beispiel bei aufgezeichneten Zeugenaussagen entscheidend sein."

Möglich sind solche Sicherungen, weil die Sinne des Menschen nicht besonders ausgeprägt sind. Minimale Änderungen im Blaubereich bei Bildern kann er nicht sehen, hohe Frequenzen oder kleinste Verlängerungen von Tönen nicht hören. Allerdings gibt es Grenzen: Je mehr "fremde" Informationen zugesetzt werden, desto größer wird die Gefahr, dass sie auffallen, sagt Lang: "Ein schlechtes Wasserzeichen erzeugt in einem Musikstück ein hohes Zischen oder ein kleines Echo." Gute Markierungen bleiben jedoch unsichtbar und unhörbar, zumindest für den Durchschnittskonsumenten. "Wir haben das an Studenten getestet", erzählt Lang, "für einen Klavierstimmer oder Musiker würde ich allerdings nicht meine Hände ins Feuer legen."

Um seinen Sinn zu erfüllen, muss ein Wasserzeichen auf alle denkbaren Manipulationen vorbereitet sein. So wird es nicht nur am Anfang oder Ende eines Stückes eingewoben, damit es nicht einfach abgeschnitten werden kann. "Wir haben außerdem ein markiertes Musikstück mit dem Mikrophon in einem Raum mit vielen Nebengeräuschen aufgenommen und konnten den Code selbst bei der Kopie noch erkennen", erklärt Lang. Dadurch wird das Verfahren zum Beispiel auch für Filmverleiher interessant. Immer wieder werden lang erwartete Hollywood-Streifen kopiert und ins Internet gestellt. Durch das Wasserzeichen in der Tonspur könnte das Abspiel-Kino und damit der mögliche Täter ermittelt werden.

Das Fraunhofer-Wasserzeichen hält nach Auskunft von Lang selbst der Umwandlung in das MP3-Format stand: "Das ist eigentlich paradox, weil bei MP3 alles weggelöscht wird, was der Mensch nicht hören kann. Unser Wasserzeichen kann er nicht hören, aber es bleibt trotzdem drin." Die illegale Verbreitung wird nach Ansicht von Lang durch die Markierungen nicht abnehmen: "Kopierschutz ist nicht das Ziel, sondern Copyright", stellt er klar. So ist es denkbar, das Internet mit einem "Agenten" nach seinen Wasserzeichen zu durchsuchen. Wird eine illegale Kopie entdeckt, wird sie in Rechnung gestellt. Neben dem Urhebernachweis ermöglichen die neuen Wasserzeichen auch einen Integritätsschutz: "Dieser Aspekt ist uns besonders wichtig", erklärte Martin Steinebach, Leiter der Forschungsgruppe "Merit", bei der ersten Vorstellung der Technik gegenüber heise online. "Gerade bei historischen Tondokumenten kann eine nachträgliche Manipulation am beschädigten Wasserzeichen leicht aufgedeckt werden." (Ingo Senft-Werner, dpa) / (jk)