Harte Zeiten fĂĽr den Notes/Domino-Spezialisten Gedys
Wie viele Vorstände in der IT-Branche ist am Mittwoch auch die Geschäftsführung des Notes/Domino-Spezialisten Gedys Zielscheibe kritischer Aktionärsfragen gewesen.
Wie viele Vorstände in der IT-Branche ist am Mittwoch auch die Geschäftsführung des Notes/Domino-Spezialisten Gedys Internet Products AG Zielscheibe kritischer Aktionärsfragen gewesen. Der Software- Hersteller legte auf der Hauptversammlung in Braunschweig verspätet seinen Geschäftsbericht 2001 vor. Danach machte die Firma bei einem Umsatz von 13,8 Millionen Euro einen Verlust von 13,6 Millionen Euro; im Vorjahr waren es 7,5 Millionen Euro. Die einstmals bei 25 Euro liegende Aktie hat derzeit einen Wert von 30 Cent.
"Wir sind auf dem richtigen Weg", beteuerte Vorstand Willem van Oorde dennoch mehrfach vor den etwa 200 anwesenden Aktionären. Noch vor einem Jahr habe Gedys pro Monat rund 1 Millionen Euro Verlust gemacht, jetzt nur noch 100.000 Euro. Diese Zahlen zeigten deutlich, dass die Umstrukturierung greift. Unter anderem wurde das Personal von 208 auf 130 reduziert, Tochterfirmen stillgelegt oder verkauft, Räume untervermietet. "Es ist Licht am Horizont zu sehen", meint auch Vorstand Oliver Dehning.
Viele der Aktionäre mochten den Optimismus jedoch nicht teilen. "Wir wollen möglicherweise klagen. Ich habe kein großes Vertrauen mehr, mir sind zu viele Fragen offen geblieben", sagt Heinz Thies von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Die Liquidität der AG liegt derzeit bei 763.000 Euro. "Woher soll neues Geld kommen?", fragen sich Thies und andere Aktionäre. Van Oorde und Dehning wissen, dass die Banken derzeit kaum Geld lockermachen werden. "Es fließt aber immer weniger Cash ab und wenn sich die allgemeine Wirtschaftslage bessert, werden wir auch wieder Vertrauen gewinnen", sagt Dehning. Zudem würde demnächst aus einer Reinvestition in Dänemark ein sechsstelliger Betrag erwartet.
"Ich glaube, das Schlimmste ist überstanden", sagt auch Aktionär Adalbert Wandt, der als Spediteur an eine Erholung der Wirtschaft glaubt. Die meisten der Aktionäre scheinen jedoch resigniert zu haben und betrachten die Situation angesichts des Kurswertes mittlerweile mit einer Portion Galgenhumor. "Es kann doch nur besser werden", meint Frank Hacke. Verkaufen sei jedenfalls keine Alternative.
Dabei hatte alles so schön angefangen: 1989 gründete der Informatik-Student Ralf Geishauser mit einem fünfköpfigen Team Gedys. In den Folgejahren wuchs und wuchs das Unternehmen. 1999 ging Gedys an den Neuen Markt, die Aktien wurden für 9 Euro platziert. Der Kurswert schnellte bis auf 25,9 Euro. Mitte 2000 kippte dann die Stimmung am Neuen Markt und auch Gedys geriet ins Schlingern. Und gut ein Jahr später verließ Gründer Geishauser, dem nach wie vor rund 49 Prozent der Aktien gehören, den Vorstand -- heute sitzt er im Aufsichtsrat.
"Das Ziel des neuen Vorstands ist die Rettung der Firma", sagt van Oorde. "Wir sind in einer beschädigten Branche -- aber wir haben überlebt", betont sein Vorstandskollege Dehning. Keiner der namhaften Kunden wie BASF, Tchibo oder VW sei abgesprungen. An den Produkten könne es also nicht liegen. Große Hoffnung setzt Gedys in ein Projekt mit IBM. Noch im September soll sich entscheiden, ob von IBM angebotene Komplett-Systeme für mittelständische Unternehmen zum Teil mit Gedys-Software ausgestattet werden. Aber auch ohne IBM wird Gedys laut Dehning fortbestehen: "Wir sind auf dem Sprung wieder schwarze Zahlen zu schreiben", betont er. Auf eine Dividende dürften die Anleger allerdings noch lange warten. (Anita Pöhlig, dpa) / (jk)