Corels Vertrieb auf Microsofts Pfaden

Das kanadische Softwarehaus Corel verkauft vorinstallierte Software auf einigen Computermodellen des Herstellers Dell.

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Von
  • Hans-Peter SchĂĽler

Das kanadische Softwarehaus Corel verkauft vorinstallierte Software auf einigen Computermodellen des Herstellers Dell. Auf den Einstiegsmodellen in Dells Desktop-Computerserie Dimension und der Notebook-Familie Inspiron haben US-Kunden ab September die Wahl, als zusätzliches Software-Bündel nicht mehr nur Microsoft Works und Office XP, sondern auch Corel WordPerfect zusammen mit Quattro Pro zu ordern.

Steve Houck, Chefstratege im Corel-Marketing, freute sich im Gespräch mit CRN, das Abkommen würde im kommenden Jahr mehr als eine Million Lizenzen an den Mann bringen. Und wer mit dem Bündel nicht auskomme, erhalte außerdem eine Upgrade-Option auf das komplette Corel WordPerfect Office.

Corel nimmt mit dem abgeschlossenen Deal Zuflucht bei einer Politik, die einstmals als Microsofts Königsweg zum Monopol galt. Schließlich haben die Produzenten konkurrierender Software einen schwierigen Stand gegen verbilligte OEM-Angebote und den Komfort, dass ein Kunde seinen neuen Rechner bereits mit vorinstallierten Softwarepaketen ausgeliefert bekommt.

Seit Microsoft vor zwei Jahren mit 135 Millionen US-Dollar Corel vor der Pleite rettete, haben die Kanadier ihre Vertriebspolitik auch in anderer Hinsicht den Microsoft-Gepflogenheiten angepasst. Allerdings dürfte der Wandel nur Auswirkungen auf den amerikanischen Markt zeitigen, nicht zuletzt, weil Corel nach der Redmonder Finanzspritze aufgehört hat, seine Office-Programme auch in europäischen Landessprachen zu pflegen.

Böse Zungen könnten die Entwicklung in dreierlei Hinsicht kommentieren:

Erstens, dass Microsoft damals den politisch unbedrängten europäischen Markt von einem Konkurrenzprodukt "gesäubert" hat.

Zweitens, dass der Konzern im Umfeld des damals bedrohlichen Monopol-Gerichtsverfahrens in den USA einen zahmen Mitbewerber aufpäppelte. Dieser stoppte zwar in der Folgezeit sein Engagement für die Windows-Alternative Linux, taugte aber immerhin für den Nachweis, dass es außer Microsoft Office auch weitere Büroprogramme auf dem Markt gibt.

Als drittes Spekulationsobjekt bietet sich jetzt Dells Entscheidung an, ausgerechnet die Low-End-Rechner zusammen mit Corel-Software anzubieten. Während Microsofts Lizenzmodell 6.0 von zahlreichen Marktbeobachtern mit einer deftigen Preiserhöhung in Verbindung gebracht wird, könnten sich die Corel-Programme mit Duldung beider Softwarehäuser still und heimlich als Billig-Alternative zum Microsoft Office etablieren. (hps)