Die Musikindustrie stoppt sich selbst

Lange hat die Musikindustrie über Internet-Piraterie geklagt. Doch kaum sind die ersten legalen Download-Dienste da, gibt es schon wieder Misstöne und Grabenkriege.

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Von
  • Egbert Meyer

Lange hat die Musikindustrie über Internet-Piraterie geklagt; jetzt bietet sie endlich legale Download-Dienste. Doch kaum eingeführt, gibt es schon wieder Klagen: zu umständlich, zu teuer. Gleichzeitig nehmen die deutschen Labels missliebige Konkurrenz aus dem Ausland unter Beschuss.

Bereits einen Tag, nachdem Universal Music Germany mit seinem Musik-Download-Angebot Popfile an den Start gegangen war, fiel die komfortabelste Zahlungsvariante wieder weg. Über eine Festnetz-Telefonnummer konnte man sich unkompliziert einen Freischalt-Code für die gewünschte Musik holen, abgerechnet wurde über die Telefonrechnung. Stattdessen bleibt jetzt nur der Anruf einer teuren 0190-Nummer oder man wählt eine Variante, bei der man erst nach vier Tagen den notwendigen Code erhält. Außerdem wird die Musik in einem speziellen MP3-Format übertragen, das sich erst nach einer Konvertierung in Microsofts WMA-Format abspielen lässt. Den hohen Erwartungen wird das aktuelle Angebot damit nicht gerecht. Außerhalb Deutschlands finden sich allerdings Alternativen. Für zehn Dollar im Monat können sich Nutzer unbegrenzt Musik von EMusic.com herunterladen. Das Angebot umfasst zwar keine Chart-Hits, bietet aber über 200.000 Songs aus den Stilrichtungen Jazz, Funk, Hip Hop und Weltmusik.

Beim spanischen Anbieter weblisten.com können die Nutzer für 20 Euro im Monat oder 70 und 75 Cent pro Song sogar Chart-Musik auf ihren Rechner holen. In Spanien zahlt der Anbieter ganz reguläre Abgaben an die Verwertungsgesellschaften. Doch die deutsche Musikindustrie geht dagegen vor, weil sie das Angebot nach hiesigem Recht für illegal hält. Vor diesem Hintergrund wird die potenzielle Online-Kundschaft wohl vorerst noch "weiternapstern". Mehr zum Thema Musikbezahldienste, legale Musik-Downloads und die Grabenkriege der Musikindustrie lesen Sie in der aktuellen c't, ab Montag am Kiosk. (em)