Schwarzgeld aus Nigeria
Nachdem die Bauernfängerei mit dem hilfesuchenden Staatsmann aus einer krisengeschüttelten Bananenrepublik über Jahre nur per Post betrieben wurde, mehren sich nun auch professionelle Betrugsversuche über E-Mail.
Nachdem die Bauernfängerei mit dem hilfesuchenden Staatsmann aus einer krisengeschüttelten Bananenrepublik über Jahre nur per Post betrieben wurde, mehren sich nun auch gleichartige Betrugsversuche über E-Mail. Das Strickmuster ist simpel: Der Anschreibende hat angeblich ein Vermögen von Abermillionen US-Dollar aus dubiosen Quellen (mal ist es eine Erbschaft, mal unversteuerte Einkünfte eines Bergbauunternehmens, mal unverbuchte Gewinne aus Rohölgeschäften), das es vor bösen Kräften (Rebellen, Diktatur, Neuwahlen, Konkurrenz, Finanzamt) in Sicherheit zu bringen gilt. Dafür soll der E-Mail-Empfänger sein harmloses Privatkonto zur Verfügung stellen und einen reichlichen Obulus (gern ein Viertel der Gesamtsumme) erhalten.
Natürlich sind vor dem erhofften Geldsegen erst einmal "geringfügige" Vorleistungen für Kurierdienste und ähnliches oder Sicherheiten in Höhe einiger tausend US-Dollar auf einem Auslandskonto zu hinterlegen. Davon sieht der Geprellte selbstverständlich nichts wieder.
Waren die Anschreiben früher ob ihrer naiven Aufmachung als unauthentisch zu erkennen, geben sich Briefe und E-Mails neueren Datums schon professioneller: So tritt der Absender nunmehr als Sohn oder Ehefrau des 1998 verblichenen Diktators General Sani Abacha (Bild) auf, dessen Eskapaden Thema unzähliger Online-Meldungen sind und die den Inhalt des Anschreibens zumindest plausibel machen. Anders als noch vor einigen Monaten werden in den Schreiben glaubwürdig ungerundete Geldbeträge und "dokumentierende" Links genannt. Die Betrüger verfügen laut Auskunft des schweizerischen Bundesamtes für Polizei über ein gut organisiertes, weltweites Verbindungsnetz, das auf Scheinfirmen und Scheinbehörden basiert und teils sogar von offiziellen Stellen in Nigeria gedeckt wird. Weltweit beträgt die jährliche Schadenssumme über 40 Millionen US-Dollar. Das bundesdeutsche Auswärtige Amt hat bereits im November 2001 vor dem sogenannten "419"-Betrug gewarnt. (cm)