Palästinenser weitgehend ohne eigene Medien

Die meisten TV- und Radio-Sender in den Autonomiegebieten der Palästinenser sind geschlossen, das Internet ist erstmals beeinträchtigt.

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Von
  • Florian Rötzer

Nach den militärischen Aktionen und der Besetzung von Städten in den palästinensischen Autonomiegebieten stehen den Palästinensern eigene Informationsmedien kaum noch zur Verfügung. Die meisten der sechs Fernseh- und sechs Radiostationen wurden bereits kurz nach dem Beginn des Angriffs am Freitag geräumt. Seit Dienstag senden nur noch Al-Nasr-TV und Al-Scharq, wegen Personalmangel allerdings kaum eigenes Material. Die bei Al-Nasr seit Freitag im Studio verbliebenen Angestellten speisen vielmehr die Nachrichten der arabischen Satellitensender ins lokale UHF-Netz ein, das so auch von Bewohnern ohne Satellitenantenne empfangen werden kann. Am Dienstag nahm das zunächst geschlossene Al-Scharq wieder den Betrieb auf, im Moment noch unbehindert.

Während der ersten Wiederbesetzung Ramallahs Mitte März informierten die lokalen Sender, die jeweils nur in Teilen der Stadt empfangen werden können, über Positionen von israelischen Scharfschützen -- aber auch über geöffnete Apotheken und Läden. Daneben riefen sie Bäcker dazu auf, falls möglich Brot zu backen, und Einzelhändler, ihre Läden zu öffnen.

Dieses Mal ist jedoch auch das Internet beeinträchtigt. Die Websites der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) in Ramallah, die vom eigenen Computerzentrum betrieben werden, sind nicht mehr zugänglich. Davon betroffen sind die offizielle Website der PA, die im Augenblick auch nicht über die Alternativadresse aufrufbar ist, und die einiger Ministerien, die ebenfalls vom Computerzentrum mit dem Kürzel ".ps" (Palestinian Territories) für die Länderdomain (ccTLD) Palästinas gehostet werden.

Die offiziellen palästinensischen Medieninstitutionen in Ramallah sind, wie das erst im Januar 2001 gegründete Palestine Media Center, geschlossen und auch die hier ansässigen Nichtregierungsorganisationen sind weitgehend lahm gelegt. Ein Mitarbeiter von Al-Haq hält von zu Hause aus per Laptop und Telefon einen Notbetrieb aufrecht. Die Büroräume werden von der israelischen Armee als Schlafräume genutzt.

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